Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 712
DOI: 10.1055/s-0039-1694506
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte als Multiplikatoren für kommunale Präventionsnetzwerke

K Kreffter
1   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
S Wahl
1   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
N Dragano
1   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
S Weyers
1   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

In kommunalen Netzwerken für Gesundheit nehmen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte als professionelle Multiplikatoren eine besondere Stellung ein, da sie einen Präventionsauftrag haben und zentrale Ansprechpartner für jungen Familien sind. Ungeklärt ist, welche Präventionsangebote für Kinder durch Ärzte allgemein beworben werden und ob Zielgruppen mit Präventionsbedarf erreicht werden. In diesem Beitrag werden folgende Fragen untersucht: In welchem Umfang sind verschiedene Ärzte bei der Verbreitung einzelner Angebotsarten involviert? Zeigen sich diesbezüglich Unterschiede zwischen Familien mit und ohne Präventionsbedarf?

Methode:

Während der Düsseldorfer Schuleingangsuntersuchung 2017/18 wurden Eltern mit einem standardisierten Fragebogen retrospektiv zu Kenntnis, Teilnahme und Informationsquelle bezüglich neun Angebotsarten befragt. Als Informationsquelle wurden Kinderärzte, Frauenärzte, Hausärzte und weitere Berufsgruppen abgefragt. Präventionsbedarf wurde durch niedrige Bildung und Migrationshintergrund operationalisiert. Die Häufigkeit der Ärzte als Informationsquelle wurde für die Gesamtstichprobe ausgezählt und nach Präventionsbedarf stratifiziert. Unterschiede wurden mittels Chi-Quadrat-Test analysiert.

Ergebnisse:

3.410 Eltern wurden in die Befragung eingeschlossen (Rücklauf 65,5%). Insgesamt wurden Kinderärzte in 1.263 Fällen als Informationsquelle genannt, Frauenärzte in 927 Fällen und Hausärzte in 215 Fällen. Die Ärzte informierten am häufigsten über ‚Zukunft für Kinder' (24,8%) und Früherkennungsangebote (18,2%). Selten wurden Angebote zur Sprach- (5,4%) und Bewegungsförderung (6,3%) beworben. Höhere Bildungsgruppen nennen niedergelassene Ärzte tendenziell häufiger als Informationsquelle als Niedriggebildete, Familien mit Migrationshintergrund häufiger als Familien ohne Migrationshintergrund.

Diskussion:

Niedergelassene Ärzte informieren häufiger über medizinische Präventionsangebote in der Kommune und seltener über gesundheitsfördernde Angebote. Bildungsferne Familien werden in geringerem Umfang erreicht. Künftig sollten Ärzte besser informiert und unterstützt werden, auch gesundheitsfördernde Angebote zu bewerben, v.a. bei bildungsfernen Familien.