Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 703-704
DOI: 10.1055/s-0039-1694479
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Framework zur Erfassung und Planung von geschlechtersensiblen multivariablen Analysen aus Intersektionalitätsperspektive

E Mena
1   Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen
,
G Bolte
1   Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Das Ziel des Verbundprojekts AdvanceGender ist die Entwicklung einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung. Im Rahmen des Teilprojektes AdvanceDataAnalysis werden Datenerhebung, Operationalisierung und statistische Modellierung aus Intersektionalitätsperspektive und unter Berücksichtigung gendertheoretischer Ansätze systematisch untersucht.

Methoden:

Zur Erfassung und Planung von Geschlechtersensibilität in multivariablen Analysen wurde ein intersektionalitätsbasiertes Framework entwickelt. Die Anwendung des Frameworks ist mittels eines systematischen Reviews umgesetzt worden. Die Grundlage bildeten drei Themenfelder mit inhaltlicher Relevanz für die Gesundheitsberichterstattung: Diabetes mellitus als chronische Erkrankung, Rauchen als verhaltensbezogener Risikofaktor und körperliche Aktivität als verhaltensbezogene Gesundheitsressource. Die Phasen des Frameworks umfassen die Operationalisierung von Geschlecht, die Definition von lösungsbezogenen Variablen aus einer Gender Mainstreaming Perspektive, die Definition und Betrachtung der Funktion von Intersektionalitätsvariablen in den multivariablen Modellen sowie die Bezugnahme auf zentrale gendertheoretische Konzepte.

Ergebnisse:

Bezogen auf die 16 identifizierten Studien mit Intersektionalitätsanalysen zeigt sich, dass Geschlecht ausschließlich dichotom operationalisiert wird und geschlechtersensible lösungsbezogene Variablen sehr begrenzt Berücksichtigung finden. Geschlecht und Ethnizität kommen als einzige Intersektionalitätsvariablen in fast allen Untersuchungen vor. Sie werden in erster Linie zur Stratifizierung bzw. Subgruppenbildung herangezogen oder als Bestandteile von Interaktionstermen modelliert. Einkommen, Bildung und beruflicher Status als Proxys für den Sozialstatus sowie das Alter werden hingegen überwiegend zur Adjustierung herangezogen. Weitere Verfahren zur Berechnung von Interaktionen (u.a. Synergy-Index, CART-Analyse) bilden die Ausnahme.

Diskussion:

Das Framework ermöglicht einen vergleichenden Überblick über Geschlechtersensibilität in intersektionalitätsbasierten multivariablen Analysen. In den eingeschlossenen Untersuchungen findet eine sehr reduzierte Auswahl an multivariablen Analysestrategien Anwendung. Das Teilprojekt AdvanceDataAnalysis leistet einen Beitrag zur methodischen Erfassung und Analyse komplexerer Interaktionen aus Intersektionalitätsperspektive und unter Berücksichtigung gendertheoretischer Ansätze.