Einleitung:
Das Ziel des Verbundprojekts AdvanceGender ist die Entwicklung einer geschlechtersensiblen
Gesundheitsberichterstattung. Im Rahmen des Teilprojektes AdvanceDataAnalysis werden
Datenerhebung, Operationalisierung und statistische Modellierung aus Intersektionalitätsperspektive
und unter Berücksichtigung gendertheoretischer Ansätze systematisch untersucht.
Methoden:
Zur Erfassung und Planung von Geschlechtersensibilität in multivariablen Analysen
wurde ein intersektionalitätsbasiertes Framework entwickelt. Die Anwendung des Frameworks
ist mittels eines systematischen Reviews umgesetzt worden. Die Grundlage bildeten
drei Themenfelder mit inhaltlicher Relevanz für die Gesundheitsberichterstattung:
Diabetes mellitus als chronische Erkrankung, Rauchen als verhaltensbezogener Risikofaktor
und körperliche Aktivität als verhaltensbezogene Gesundheitsressource. Die Phasen
des Frameworks umfassen die Operationalisierung von Geschlecht, die Definition von
lösungsbezogenen Variablen aus einer Gender Mainstreaming Perspektive, die Definition
und Betrachtung der Funktion von Intersektionalitätsvariablen in den multivariablen
Modellen sowie die Bezugnahme auf zentrale gendertheoretische Konzepte.
Ergebnisse:
Bezogen auf die 16 identifizierten Studien mit Intersektionalitätsanalysen zeigt sich,
dass Geschlecht ausschließlich dichotom operationalisiert wird und geschlechtersensible
lösungsbezogene Variablen sehr begrenzt Berücksichtigung finden. Geschlecht und Ethnizität
kommen als einzige Intersektionalitätsvariablen in fast allen Untersuchungen vor.
Sie werden in erster Linie zur Stratifizierung bzw. Subgruppenbildung herangezogen
oder als Bestandteile von Interaktionstermen modelliert. Einkommen, Bildung und beruflicher
Status als Proxys für den Sozialstatus sowie das Alter werden hingegen überwiegend
zur Adjustierung herangezogen. Weitere Verfahren zur Berechnung von Interaktionen
(u.a. Synergy-Index, CART-Analyse) bilden die Ausnahme.
Diskussion:
Das Framework ermöglicht einen vergleichenden Überblick über Geschlechtersensibilität
in intersektionalitätsbasierten multivariablen Analysen. In den eingeschlossenen Untersuchungen
findet eine sehr reduzierte Auswahl an multivariablen Analysestrategien Anwendung.
Das Teilprojekt AdvanceDataAnalysis leistet einen Beitrag zur methodischen Erfassung
und Analyse komplexerer Interaktionen aus Intersektionalitätsperspektive und unter
Berücksichtigung gendertheoretischer Ansätze.