Zusammenfassung
Das hämolytisch-urämische Syndrom ist ein polyätiologischer Symptomenkomplex mit variablem
klinischem Verlauf. Im Vordergrund steht ein renovaskulärer Endothelschaden, der zu einer lokalen, intrarenalen Aktivierung des Gerinnungssystems und einer Schrankenstörung der Gefäßwand führt:
endotheliotrop-dysorische Mikroangiopathie. Die Ausdehnung des Endothelschadens und reparative Veränderungen der Gefäßwand bestimmen
das Ausmaß der pathomor-phologischen Veränderungen. Im Kindesalter stehen häufig Läsionen
der Glomeruluskapillaren und der zuführenden Arteriolen im Vordergrund (»klassisches«
hämolytisch-urämisches Syndrom), im Erwachsenenalter imponieren zumeist die arteriellen
(Aa. interlobulares) Veränderungen, deren Entwicklung im allgemeinen mit einer malignen
Hypertonie vergesellschaftet ist (»primäre maligne Nephrosklerose«). Auf die Beziehungen
und die enge Verwandtschaft des hämolytisch-urämischen Syndroms mit anderen Formen
der endotheliotrop-dysorischen Mikroangiopathie, z.B. der thrombotisch-thrombozytopenischen
Purpura, wird hingewiesen.