Zusammenfassung
Durch Ernährungseinflüsse auf den Säure-Basen-Status lassen sich nicht nur der Urin
pH-Wert und damit das Nierensteinrisiko beeinflussen. Vielmehr hat eine hohe nutritive
Säurelast auch Auswirkungen auf präventivmedizinische relevante funktionelle Outcomes
wie den Knochenstatus. Klinisch manifeste Azidosen gehen regelmäßig mit überhöhter
Kalziumausscheidung, negativer Kalziumbilanz und deutlichem Knochenmineralverlust
einher. Auch bei sogenannten milden metabolisch kompensierten Azidoseformen mit Serum-Bikarbonat-Spiegeln
und Blut-pH Werten im Normalbereich, wie sie bei hoher Eiweißzufuhr und gleichzeitig
sehr geringem Obst- und Gemüseverzehr auftreten können, findet sich gehäuft ein verschlechterter
Knochenstatus. Entsprechende Ergebnisse aus prospektiv kontrollierten Beobachtungs-
und randomisiert-kontrollierten Interventionsstudien an Erwachsenen werden kurz vorgestellt
und bewertet, ebenso wie Langzeitbeobachtungen an gesunden Kindern. Da bei nutritiv
hoher Säurebelastung zwar erhöhte renale Kalziumverluste auftreten, die Kalziumbilanz
aber nicht per se negativ ist, kann eine verminderte Kalziumverfügbarkeit als Hauptursache
für eine reduzierte Knochenmasse unter Ernährung mit hoher Säurelast ausgeschlossen
werden. Stattdessen wird die bereits bei milder Azidose oder erhöhter Netto-Säureausscheidung
beobachtbare Steigerung der Kortisol-Sekretion als ein wahrscheinlicher Mechanismus
für präventivmedizinisch relevante Langzeitbeeinträchtigungen des Skelettsystems diskutiert.
Summary
Nutrition does not only impact via alterations in acid base status on urine pH and
the risk of kidney stones. A high dietary acid load also influences preventive-medically
relevant functional outcomes, of which one is bone status. Clinical manifest acidoses
are regularly paralleled by excess calcium excretion, negative calcium balance, and
bone mineral loss. Also, in mild metabolically compensated forms of acidosis with
serum bicarbonate and urine pH levels still in the normal range, as can develop with
high protein and low fruit and vegetable intakes, an impaired bone status is frequently
seen. Corresponding results from prospective controlled observational and randomized
controlled interventional studies on bone status in adults are shortly presented as
well as long-term observations in healthy children. As renal calcium losses, but not
per se negative calcium balances do regularly occur with high dietary acid loads,
a reduced availability of calcium is rather not a major cause, responsible for lower
bone mass under acidogenic diets. Instead, an alternative endocrine metabolic mechanism
is discussed as probable underlying cause for long-term impairment of bone status
through habitual high dietary acid intake.
Schlüsselwörter
Ernährung - Potenzielle Renale Säurelast (PRAL) - metabolische Azidose - Kalzium -
Knochenstatus - Kinder - ältere Menschen - Glukokortikoide
Keywords
Nutrition - Potential Renal Acid Load (PRAL) - metabolic Acidosis - Calcium - Bone
status - Children - Elderly - Glucocorticoids