Methods Inf Med 1979; 18(01): 25-30
DOI: 10.1055/s-0038-1636452
Original Article
Schattauer GmbH

Die diagnostische Bedeutung von »Steilen Potentialen« für die Erkennung von epileptischen Anfallsleiden [*])

THE RELEVANCE OF »SEIZURE PATTERNS« FOR THE DIAGNOSIS OF EPILEPSY
L. Gutjahr
1   Aus der Abteilung für klinische Neurophysiologie und experimentelle Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover — Vorstand: Prof. Hr. med. H. Künkel
,
W. Machleidt
1   Aus der Abteilung für klinische Neurophysiologie und experimentelle Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover — Vorstand: Prof. Hr. med. H. Künkel
,
G. Ferber
1   Aus der Abteilung für klinische Neurophysiologie und experimentelle Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover — Vorstand: Prof. Hr. med. H. Künkel
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 February 2018 (online)

Preview

Seit Entdeckung der Steilen Potentiale im EEG wird nach ihrer diagnostischen Bedeutung für die Erkennung von epileptischen Anfallsleiden gefragt. Anhand zweier EEG-Dokumentationen aus Berlin (5001 Erst-EEGs) und Hannover (7094 Erst-EEGs) wird die bedingte Wahrscheinlichkeit für ein epüeptisches Anfallsleiden bei Vorliegen von Steilen Potentialen im EEG berechnet. Es zeigt sich, daß nach Plausibilitäts- und Validitätskorrektur der Schätzwert für die bedingte Wahrscheinlichkeit von 45% auf 63% ansteigt. Die mathematisch-statistischen Korrekturmöglichkeiten werden exemplarisch dargestellt. Die subjektiven Schätzungen anhand einer computergestützten Schätzungsprozedur durch 6 EEG-Experten ergaben im Mittel einen Schätzwert von 63% für die bedingte Wahrscheinlichkeit. Es besteht eine gute Übereinstimmung der Expertenschätzung mit dem korrigierten Schätzwert aus der Dokumentation. Das Ergebnis zeigt, daß etwa 1/3 aller Patienten mit Steilen Potentialen im Erst-EEG kein epileptisches Anfallsleiden haben. Bei Männern ist die Sensitivität von Steilen Potentialen (69%) höher als bei Frauen (58%).

Since the discovery of »seizure patterns« in the EEG their diagnostic relevance with regard to the recognition of a tendency towards epilepsy has been questioned. Making use of two sets of EEG documentation from Berlin (5001 primary EEGs) and Hannover (7094 primary EEGs), the conditional probability of epileptic seizures given the presence of »seizure patterns« in the EEG was calculated. It has been possible to show that, after plausibility and validity corrections had been carried out, the conditional probability increased from 45% to 63%. Examples of possible mathematical/statistical error correction procedures are presented. The subjective estimation by six EEG experts using a computer-supported estimation procedure gave an average 63% estimator for the conditional probability. It has been possible to note good agreement between the experts' estimate and the corrected estimator obtained using the documentation. Our results show that approximately one third of all patients displaying »seizure patterns« in the first EEG have no epileptic seizures. For males the sensitivity of »seizure patterns« is higher than for females, namely 69% as opposed to 58%.

* Herrn Prof. Dr. med. H. Künkel zum 50. Geburtstag gewidmet.