Methods Inf Med 1965; 04(04): 167-178
DOI: 10.1055/s-0038-1636245
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Schattauer GmbH

Methodische Probleme in der Beurteilung des routinemäßig erstellten weißen Blutbildes [*)]

Methodological Problems in the Evaluation of White Blood Cell Routine Counts
M. Schireen
1   Aus der Hautklinik der Christian-Aibrechts-Universität Kiel (Direktor: Prol. Dr. med. Albin Proppe)
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Publication Date:
16 February 2018 (online)

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Einer Auswertung von routinemäßig in den Jahren 1951-1959 erstellten weißen Blutbildern in Bezug auf ihren klinischen Wert stellten sich methodische Schwierigkeiten grundsätzlicher Art entgegen. Darunter ist die Ungenauigkeit in der Bestimmung der Leukozytenzahl durch Zählung im Routineverfahren von durchaus störender und nicht zu eliminierender Größe. Die Häufigkeit der Leukozytenarten zu bestimmen, erscheint weniger schwierig; jedoch haben sich in der Erkennung der Monozyten mit der Leukozytenzahl zunehmende fundamentale Fehlurteile ergeben. Die Umwandlung des qualitativen Blutbildes in quantitative Größen mittels der Leukozytenzahl ist des Problems der Streuungsfortpflanzung wegen — auch als Paradoxon der Mittelwerte bei Reihenverschmelzung gefürchtet — nicht korrekt. Die Grundsätzlichkeit dieser methodischen Schwierigkeit wird in vielfältiger Hinsicht an Beispielen veranschaulicht.

Für die Bewertung der Leukozytenarten am Krankenbett kann — worauf schon Schillingbestand -— daher nur das prozentische (indexierte) Verteilungsbild herangezogen werden.

Im Interesse der weiteren Forschung bleibt — außer der unmittelbaren Zählung der einzelnen Zellarten — der Versuch, an Hand einer mittleren nosologischen Rangfolgeordnung, die sich aus den>ver-schiedenen Parametern einer Häufigkeitsverteilung der Leukozytenarten ableitet, zunehmende- öder abnehmende Tendenzen der untersuchten Leukozytenarten in Bezug auf eine korrelative klinische Wertung zu erkennen. Er führt aber nur bei extremen Zahlenpositionen zu eindeutigen Ergebnissen.

The evaluation of routine blood counts made from 1951-1959 with reference to their clinical value has been confronted with methodological difficulties of principal order. Within these the inaccuracy of determinating the leucocyte number by counting with routine methods is an annoying factor that cannot be eliminated. To determine the frequency of the different kinds of leucocytes seems to be easier¡ yet, in the experience of the author the quantity of misdiagnosed monocytes rises with increasing numbers of leucocytes.

The widely used method to calculate absolute numbers of the different white blood cells by multiplying the percentage values by the number of leucocytes is not correct, as is shown in several principal examples. For clinical purposes — as already Schillingemphasized — only the differential-counts expressed as percentages can be used, unless direct counting of the different cell-species by special methods is carried out.

The attempt to construct a rank-order derived from the several parameters of the frequency distribution of the leucocytes that would show rising or falling tendencies of the different leucocyte types failed, except for extreme numerical positions.

* Diese Arbeit gehört zu den Themen, die dem 1951 an die Deutsche Forschungsgemeinschaft gerichteten Antrag auf Anmietung von Lochkartenmaschinen (Locher, Prüfer, Fachzählsortiermaschine) zu Grunde gelegt waren. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gebührt auch an dieser Stelle für die seinerzeit gewährte Unterstützung Dank.