Zusammenfassung
Fieberkrämpfe stellen die häufigste neurologische Störung des Kindesalters dar. Sie
betreffen 2-4 % aller Kinder. Das Zugrundeliegen einer bakteriellen Meningitis ist
äußerst selten. Diese kann durch Anamnese und klinische Untersuchung mit hoher Sicherheit
ausgeschlossen werden. Rund ein Drittel der Kinder erleidet weitere Fieberkrämpfe,
wobei die Wahrscheinlichkeit durch genannte Risikofaktoren steigen kann. Das Risiko
der Entwicklung einer späteren Epilepsie ist nach einfachen Fieberkrämpfen nur marginal
erhöht. Die Prognose von einfachen Fieberkrämpfen ist hervorragend und unterscheidet
sich nicht von der der Allgemeinbevölkerung. Eine antikonvulsive Dauertherapie zur
Verhinderung weiterer Fieberkrämpfe ist nicht indiziert, die intermittierende Therapie
mit Benzodiazepinen bei Fieber nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Das ohnehin nur gering
erhöhte Risiko dieser Kinder später eine Epilepsie zu entwickeln, senken beide Maßnahmen
nicht.
Die antipyretische Therapie ist zur Fiebersenkung sinnvoll, verhindert aber nicht
das Auftreten von Fieberkrampfrezidiven.
Wichtigste Maßnahme nach einem Fieberkrampfereignis ist die beruhigende Aufklärung
der Eltern hinsichtlich Ursache und Prognose. Auf die Rezidivmöglichkeit sollte hingewiesen
werden. Es sollte betont Aufklärungsarbeit mit den Eltern dahingehend geleistet werden,
dass die Eltern weder durch häufiges Temperaturmessen noch durch strikte antipyretische
Medikation einen Fieberkrampf zuverlässig verhindern können. Hier gilt es also definitiv,
falschen medizinpädagogischen Druck von den Eltern zu nehmen. Als akute Interventionsmaßnahme
für den seltenen Fall eines länger als drei Minuten dauernden Anfalls sollte Diazepam
rektal empfohlen werden.
Zusammenfassend heißt evidenzbasierte Therapie des Fieberkrampfes vor allem eines:
adäquate Aufklärung der Eltern und damit Reduktion des Faktors Angst.
Summary
Febrile seizures are the most common neurologic disorder in childhood, occuring in
2-4 % of all children. The incidence of bacterial meningitis as a cause of febrile
seizures is below 0,5 % and can be excluded by anamnesis and clinical examination.
One third of children suffer under recurrent febrile seizures, the risk of recurrence
increases under presence of well defined conditions. The risk of subsequent epilepsy
following simple febrile seizures is not substantially increased.
The prognosis of simple febrile seizures is excellent and does not differ from the
one of children without febrile convulsions. There is no indication for a continous
antiepileptic medication to prevent further febrile seizures, only in rare cases an
intermittend anticonvulsive therapy is justified. Furthermore the risk of subsequent
epilepsy can not be reduced by chronic or intermittend antiepileptic therapy against
febrile seizures. As a rule febrile seizures doe not cause hippocampal pathology,
but the possibility of a spezific subgroup of children with increased vulnerability
of hippocampus against febrile convulsions is discussed.
Antipyretic treatement is indicated to lower body temperature, but there is no evidence
that antipyretics could significant prevent further febrile convulsions.
Most important step after a febrile seizure is a composing information of the parents
about causes and prognosis. The possibility of recurrence must be pointed out. Spezific
educational work has to be achieved, that parents can not prevent recurrent febrile
seizures by permanent measuring of body temperature or treating with antipyretics.
Schlüsselwörter
Fieberkrämpfe - evidenzbasierte Medizin
Keywords
Febrile seizures - evidence based medicine