Zusammenfassung
Diagnostische Kriterien für die Multiple Sklerose (MS) beruhen auf einer Kombination
charakteristischer klinischer und paraklinischer Befunde und stellen eine Voraussetzung
für eine standardisierte Diagnosestellung dar. In den 2001 veröffentlichten McDonald-Kriterien
zur Diagnose einer MS wurde erstmals die zentrale Rolle der Magnetresonanztomografie
(MRT) berücksichtigt, und damit eine frühere Diagnosestellung, in bestimmten Fällen
schon nach einem erstem Schubereignis, ermöglicht. Nach einer ersten Revision der
McDonald-Kriterien 2005 zeichnete sich die Notwendigkeit einer weiteren Überarbeitung
ab, sodass 2010 durch eine internationale Expertengruppe eine erneute Revision erfolgte.
Diese Übersichtsarbeit referiert und kommentiert die McDonald-Kriterien 2010 und geht
speziell auf Neuerungen gegenüber den bislang verwendeten McDonald-Kriterien 2005
ein. Die wichtigste Weiterentwicklung in den McDonald-Kriterien 2010 ist die Aufnahme
vereinfachter Kriterien (MAGNIMSKriterien) zum kernspintomografischem Nachweis einer
räumlichen und zeitlichen Dissemination von Läsionen im zentralen Nervensystem. Hierdurch
kann bei manchen Patienten mit einem klinisch isoliertem Syndrom die Diagnose einer
MS bereits durch eine einzige MRT-Untersuchung gestellt werden. Insgesamt wird durch
die McDonald-Kriterien 2010 die Diagnosestellung einer MS weiter vereinfacht und eine
noch frühere Diagnosestellung ermöglicht. Umso wichtiger erscheint es, die McDonald-Kriterien
2010 nicht unkritisch anzuwenden und Differenzialdiagnosen einer MS sorgfältig auszuschließen.
Summary
Diagnostic criteria for multiple sclerosis (MS) rely on a combination of characteristic
clinical and paraclinical findings and are a prerequisite for standardized diagnosis
of MS. The so-called McDonald criteria for diagnosis of MS were published in 2001
and for the first time took into account the central role of magnetic resonance imaging
(MRI) in the diagnosis of MS, thus enabling an earlier diagnosis of MS, in certain
cases already after a first clinical attack. While the McDonald criteria were revised
first in 2005, continuing need for further improvements lead to another revision of
the McDonald criteria by an international panel of experts in 2010. This article discusses
the McDonald 2010 criteria, emphasizing changes compared to the formerly used McDonald
2005 criteria. The most important new development in the McDonald 2010 criteria is
the inclusion of simplified MRI criteria, the so-called MAGNIMS criteria, to demonstrate
dissemination of central nervous system lesions in space and time. Using these criteria,
in some patients with a clinically isolated syndrome a diagnosis of MS can now be
made based on a single MRI scan. Altogether, the McDonald 2010 criteria further simplify
the diagnosis of MS and allow for an earlier diagnosis. However, the McDonald 2010
criteria must be applied carefully and exclusion of differential diagnosis remains
mandatory before making a diagnosis of MS.
Schlüsselwörter
Multiple Sklerose - Diagnose - diagnostische Kriterien - McDonald-Kriterien
Keywords
Multiple sclerosis - diagnosis - diagnostic criteria - McDonald criteria