Zusammenfassung:
Chirurgische Manipulationen führen, in Abhängigkeit von der Narkosetiefe, zu einer
Vielzahl von nozizeptiven Reaktionen, die auf spinaler, supraspinaler und zerebrokortikaler
Ebene ausgelöst werden. Grundsätzlich kann angenommen werden, dass mit zunehmender
Narkosetiefe zuerst die somatosensorischen Reaktionen erlöschen, gefolgt von somatomotorischen
und respiratorischen Reaktionen. Höhere Anästhetikakonzentrationen sind für die Unterdrückung
hämodynamischer Reaktionen erforderlich, während sich autonome hormonelle Reaktionen
mitunter erst durch zusätzliche Nervenblockaden mit einem Lokalanästhetikum unterbinden
lassen. Diese Erkenntnis lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein Tier, das während
der chirurgischen Manipulationen keine motorischen Reaktionen zeigt, bewusstlos ist
und demzufolge kein Schmerzempfinden besitzt. Zudem liefert ein stabiles EEG intraoperativ
den Hinweis, dass die Impulsfortleitung im Zentralnervensystem durch die Anästhesie
unterbrochen ist und damit wesentliche Voraussetzungen für die bewusste Wahrnehmung
des Schmerzreizes fehlen. Aufgrund des Fehlens der verbalen Schmerzmitteilung sind
für die postoperative Schmerzerkennung und -bewertung primär die Beurteilung der äußeren
Erscheinung, des spontanen und des provozierten Verhaltens und der Effekt einer Schmerztherapie
von Bedeutung. Die postoperative Schmerzüberwachung kann durch die Verwendung definierter
Schmerzbewertungssysteme (numerische Bewertungstabellen [NRS], visuelle Analogskala
[VAS]) standardisiert werden.
Summary
Depending on anaesthetic depth surgical stimulation may elicit a number of nociceptive
responses at spinal, supraspinal and cerebrocortical levels. These responses are suppressed
by general anaesthetics in a dose-dependent manner and in the following order: somatic
sensory responses, somatic motor responses, autonomic respiratory responses, autonomic
haemodynamic responses and finally autonomic hormonal responses, which may require
an additional local anaesthetic nerve block for total suppression. This rank order
implies that animals which do not move in response to a noxious stimulus are unconscious
and hence unable to perceive pain. In addition, intraoperative recording of a stable
EEG pattern not affected by surgical stimulation could be used as an indication that
transmission of nerve impulses has been interrupted by anaesthesia, thereby rendering
the animal unable to perceive pain. Because of the lack of verbal communication postoperative
pain assessment is primarily based on the evaluation of the animal’s appearance, spontaneous
behaviour, provoked behaviour, and response to analgesic treatment. The intensity
of postoperative pain may be assessed by means of numerical rating scales or a visual
analogue scale.
Schlüsselwörter
Schmerzbewertung - intraoperativ - postoperativ - Elektroenzephalographie - numerische
Bewertungstabellen - visuelle Analogskala
Key words
Pain assessment - intraoperative - postoperative - electroencephalography - numerical
rating scale - visual analogue scale