Zusammenfassung:
Gegenstand und Ziel: Der auch in Deutschland nachvollziehbare epidemiologische Wandel der kaninen Leptospirose
ist beunruhigend, da als Immunprophylaxe weiterhin nur der Anfang der siebziger Jahre
in Europa eingeführte bivalente Impfstoff gegen L. icterohaemorrhagiae und canicola zur Verfügung steht. Ziel dieser Veröffentlichung ist, die Serovarverteilung von
Leptospira interrogans mithilfe des serologischen Antikörpernachweises (Mikroagglutinationstest, MAT) und
dem Erregernachweis (Polymerasekettenreaktion, PCR) festzustellen und das klinische
Erscheinungsbild sowie das jahreszeitliche Vorkommen von Krankheitsfällen zu analysieren.
Durch diese Arbeit sollen die Tierärzte für die geänderte epidemiologische Situation
der Leptospiren in Deutschland sensibilisiert werden. Ferner soll eine kritische Betrachtung
der aktuell geführten Impfdiskussion im Hinblick auf die Leptospirose erfolgen. Material und Methoden: In dieser Studie wurden 442 untersuchte Serum- und Urinproben von Hunden mit erhöhten
Nierenund/oder Leberenzymwerten aus dem Zeitraum 2003–2006 retrospektiv ausgewertet.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum wurden in Norddeutschland beim Hund am häufigsten die Serovare
Bratislava, Copenhageni, Grippotyphosa, Pomona, Saxkoebing und Sejroe nachgewiesen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Da der Mensch grundsätzlich für alle diese Serovare ebenfalls empfänglich ist, entsteht
besonders für bestimmte Berufsgruppen, die einen engen Kontakt mit diesen infizierten
Tieren bzw. ihren Ausscheidungen haben (z. B. Tierärzte, Tierarzthelfer und Tierpfleger)
eine zunehmende Gefährdung. Bei Hunden mit schweren unspezifischen Krankheitssymptomen
und erhöhten Nieren- bzw. Leberenzymwerten sollte auch bei gültigem Impfnachweis eine
Leptospirosediagnostik zu den Routineuntersuchungen gehören und strenge prophylaktische
Hygienemaßnahmen beim Umgang mit dem Patienten und den Proben (Urin, Serum) getroffen
werden. Der Serovarwechsel macht eine zeitnahe Erweiterung der Impfstoffe um die aktuell
prävalenten Serovare erforderlich.
Summary:
Objective: The epidemiologic change in canine leptospirosis also observed in Germany is very
disquieting since the only immunoprophylaxis available is the bivalent vaccine against
L. icterohaemorrhagiae and canicola which was introduced in Europe in the 1970s.The purpose of this publication is to
sensitize practicing veterinarians to the altered epidemiologic situation of leptospires
in Germany and to consider the present discussion about vaccination with regard to
leptospirosis critically. Material and methods: In this study a total of 442 serum and urine samples of dogs with increased urea
and creatinine and/or increased hepatic enzyme activity from 2003 to 2006 were examined
and evaluated retrospectively. Results: At present the L. interrogans serovars Grippotyphosa, Bratislava, Copenhageni, Pomona, Saxkoebing and Sejroe represent the most common infecting serovars for dogs in the Northern states of Germany.
Conclusions and clinical relevance: Because humans are susceptible for each of these serovars especially specific occupational
groups with a lot of contact to infected animals and their excretions such as veterinarians,
their assistants and animal attendants are exposed to increasing danger. This change
of serovar necessitates a timely expansion of the vaccines to include the currently
prevalent serovars.
Schlüsselwörter:
Leptospirose - Serovarwechsel - Hund - Epidemiologie - Deutschland
Key words:
Leptospirosis - serovar shift - dog - epidemiology - Germany