Zusammenfassung:
Zwei gemeinsam gehaltene Katzen wurden mit akuten neurologischen Symptomen vorgestellt.
Material und Methoden: Die Katzen wurden klinisch, neurologisch und labordiagnostisch
untersucht. Ergebnisse: Beide Tiere zeigten verändertes Bewusstsein, Tetraparese vom
Typ OMN mit fehlenden Haltungs- und Stellreaktionen aller Gliedmaßen, positionellen
vertikalen Nystagmus und reduzierte Pupillarreflexe. Bei einer Katze fiel zusätzlich
eine Ventroflexion von Kopf und Hals auf. Es wurde ein zentrales Vestibularsyndrom
durch eine akute Hirnstammerkrankung diagnostiziert und eine Infektion, Intoxikation
oder ein nutritionelle Erkrankung als Ursache in Betracht gezogen. Beide Patienten
zeigten während des Klinikaufenthalts kein Fieber. Die labordiagnostische Untersuchung
einschließlich einer Abklärung hinsichtlich FeLV, FIV, Toxoplasmose (IgM/IgG) und
Neosporose ergab abgesehen von einer geringgradigen Erhöhung der CK-Aktivität und
der Serum-Glukosekonzentration bei beiden Katzen unauffällige Befunde. Die Messung
von Vitamin B1 im Serum und im Futter wies auf einen möglichen Thiaminmangel als Ursache der neurologischen
Symptome hin. Unter Behandlung mit Thiamin besserten sich die neurologischen Symptome
bei beiden Katzen in kurzer Zeit und waren letztendlich vollständig reversibel. Schlussfolgerung:
Eine Thiaminmangel-Enzephalopathie sollte als Ursache eines akuten zentralen Vestibularsyndroms
bei der Katze in Betracht gezogen werden Klinische Relevanz: Thiaminmangel kann auch
bei Alleinfütterung mit handelsüblichen Dosenfuttermitteln auftreten.
Schlüsselwörter:
Katze - Tetraparese - Nystagmus - zentrales Vestibularsyndrom - Thiaminmangel