Arthritis und Rheuma 2004; 24(01): 199-204
DOI: 10.1055/s-0037-1618451
Gender Medicine in der Rheumatologie
Schattauer GmbH

Spondylitis ankylosans – keineswegs eine »Männerkrankheit«

Ankylosing spondylitis – not at all a “mens’ disease”
E. Feldtkeller
1   München, Vize-Präsident der Ankylosing Spondylitis International Federation
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Dezember 2017 (online)

Preview

Zusammenfassung

Unter den heute lebenden Mitteleuropäern, bei denen eine Spondylitis ankylosans diagnostiziert wurde, befinden sich 2 bis 4 mal so viele Männer wie Frauen. Das bedeutet aber nicht, dass die Erkrankungsrate bei Männern größer ist als bei Frauen. Eine Korrelation des weib-lichen Anteils mit dem Kalenderjahr der Diagnose spricht dafür, dass es die Diagnoserate ist, die bei Frauen in der Vergangenheit geringer war als bei Männern, während es in der Erkrankungsrate keinen Unterschied zu geben scheint.

Hintergrund der bei Frauen häufigeren Fehldiagnosen ist eine bei Frauen im Mittel langsamere Progredienz der Wirbelsäulen-Ankylose, die in früheren Dekaden für die definitive Diagnose ausschlaggebend war. Heute ist mit dem Nachweis einer Sakroiliitis im Magnetresonanzbild lange vor der Ausbildung von Knochenbrücken eine definitive Diagnose möglich.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Spondylitis ankylosans bei Frauen im Mittel »milder« verläuft, wie auch heute noch häufig behauptet wird. Während bei Männern die Krankheitsaktivität (und die damit verbundene Stärke der Schmerzen) häufig nach langer Krankheitsdauer abnimmt, ist sie bei Frauen im Mittel ebenso hoch und nimmt nach langer Krankheitsdauer eher noch zu.

Summary

Among the Central European population living today, ankylosing spondylitis (AS) has been diagnosed in men 2-4 as many times as in women. This does not mean, however, that the morbidity for the disease is smaller in women. A correlation between the female proportion of AS patients and the calendar year of diagnosis indicates that it is the rate of diagnosis which was smaller in women in former decades whereas there seems to be no difference in the AS morbidity.

Background of the frequent misdiagnoses in women with AS is the slower progression of their spinal ankylosis which was decisive for the diagnosis of AS in former decades. Nowadays a definitive diagnosis of AS is possible by magnetic-resonance imaging of sacroiliitis long before the appearance of syndesmophytes.

This, however, does not mean that AS is “milder” in females as is often stated even today. Whereas the disease activity and connected pain often decrease in men after a long disease duration, it is equally severe and tends to increase after long disease durations in women.