Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(04): 239-245
DOI: 10.1055/s-0037-1605391
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ganzkörperkältetherapie (GKKT) bei Fibromyalgie-Syndrom (FMS)

J Becker
1   Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Universität Gießen; Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
,
G Dischereit
1   Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Universität Gießen; Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
2   Rheumazentrum Mittelhessen, Bad Endbach
,
U Lange
1   Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Universität Gießen; Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. September 2017 (online)

 

Einleitung:

Serielle GKKT induzierte in einer kleinen Pilotstudie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen positive Effekte auf Parameter der funktionalen und funktionellen Gesundheit sowie auf proinflammatorische Zytokine (1). Ob sich eine analgetische Wirkung auch beim FMS – als nicht entzündlich-rheumatische Erkrankung – induzieren lässt, wie lange diese eventuell anhält und mögliche Änderungen des Zytokinmilieus waren Ziele der vorliegenden prospektiven Studie.

Methoden:

Bei 23 Patienten mit einem FMS und 30 Gesunden (Kontrollgruppe – KG) erfolgte ambulant eine GKKT (6 Applikationen in 3 Wochen, initial 90 s mit Steigerung auf 180 s, Temperatur -110 bis -170 °C). Zu den Zeitpunkten vor (baseline), nach 3 und 6 Behandlungen, sowie 3 Monaten nach der letzten Applikation, wurden die Schmerzen mittels visueller Analogskala (VAS: 1 – 10) und labordiagnostisch die Zytokine Interleukin (IL)-1, IL-6, IL-10 und TNF-α analysiert.

Ergebnisse:

Die FMS-Patienten zeigten sowohl nach 3 als auch 6 GKKT-Applikationen eine signifikante Schmerzlinderung im Vergleich zum Ausgangsbefund (p jeweils < 0,001). Nach 3 Monaten war keine signifikante Schmerzminderung mehr im Vergleich zum Ausgangsbefund objektivierbar. Auf molekularer Ebene zeigten die FMS-Patienten im Vergleich zur KG signifikant höhere IL-6-Spiegel, innerhalb der FMS-Gruppe waren jedoch im Verlauf keine signifikanten Änderungen der analysierten Zytokine detektierbar.

Schlussfolgerungen:

Die GKKT resultierte in einer kurz- bis mittelfristigen signifikanten Abnahme von Schmerzen, ohne dass sich hierfür auf molekularer Ebene ein Korrelat feststellen ließ. Die GKKT stellt eine sinnvolle ambulante Behandlungsmethode zur Schmerzminderung bei Patienten mit FMS dar, da medikamentöse Optionen allenfalls in 50 – 60% d. F. wirksam sind. Nebenwirkungen die zu einer Therapieunterbrechung geführt hätten, sind unter den GKKT-Behandlungen nicht aufgetreten.

Literatur:

[1] Lange U et al. (2008) Med Klin 103;383 – 8