Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(S 01): S1-S12
DOI: 10.1055/s-0037-1601471
SESSION III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inflammatorische Zytokine bei Patienten mit diabetischer Retinopathie

SC Joachim
1   Experimental Eye Research Institute, Universitäts-Augenklinik, Ruhr-Universität Bochum, In der Schornau 23 – 25, 44892 Bochum, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2017 (online)

 

Bei der diabetischen Retinopathie (DR), einer gängigen Komplikation des Diabetes, handelt es sich um eine der häufigsten Erblindungsursachen in Industrieländern. Derzeit ist die anti-VEGF-Monotherapie gut etabliert und hat den besten Behandlungserfolg. Allerdings sind hier noch Einschränkungen in der Behandlung und einige Patienten reagieren nicht auf die erste Therapie. Daher ist eine additive oder alternative Therapie sowie eine bessere Kenntnis der Pathomechanismen erforderlich. Ziel dieser Studie war es, mögliche Zytokinveränderungen durch eine diabetische Retinopathie (DR) zu identifizieren.

Es wurden sowohl die Level von pro-inflammatorischen Zytokinen (IL-1ß, IL-6 und Interferon-γ) sowie von pleiotropen Zytokinen (IL-2, IL-4 und IL-13) gemessen. Zudem wurden die Spiegel des Gesamt-VEGF sowie von VEGF-A und des Plazentawachstumsfaktors (PGF) ermittelt. Dazu wurden während der Vitrektomie Glaskörperproben von Patienten mit DR und Patienten mit Makulaloch oder Makula-Pucker (Kontrollgruppe) entnommen und mittels ELISA-Kits gemessen. Die Patienten wurden vor Entnahme der Glaskörperprobe nicht lokal oder systemisch mit anti-VEGF-Medikamenten behandelt. Patienten mit Erkrankungen wie retinalen Gefäßverschlüssen wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Im Vergleich zu den Kontrollproben, konnte in dieser Pilotstudie bei den DR-Patienten eine Tendenz zu einem erhöhten Level an pro-inflammatorischen Zytokinen gemessen wurden (IL-1ß: p = 0,12; IL-6: p = 0,21; INF-γ: p = 0,08). Des Weiteren zeigte sich ein Trend zu einem erhöhten IL-4-Level in den DR-Patienten, wohingegen die anderen beiden anderen pleiotropen Zytokine unverändert vorlagen. Alle untersuchten angiogenetischen Faktoren waren in den DR-Proben signifikant erhöht (VEGF: p = 0,003; VEGF-A: p = 0,002; PGF: p = 0,04; Abb. 1).

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Abb. 1: Konzentrationen von angiogenetischen Faktoren im Glaskörper von Kontrollpatienten und Patienten mit diabetischer Retinopathie (DR). Alle untersuchten angiogenetischen Faktoren waren in den DR Glaskörperproben signifikant erhöht. *: p<0,05, **: p<0,01

Zusätzlich werden nun in einem In Vivo Modell die Zytokinspiegel und deren Korrelation mit der Retinaschädigung untersucht. Hierfür wird ein Modell der retinalen Ischämie-Reperfusion eingesetzt, um die Folgen der ischämischen Retinaschädigung zu untersuchen. Es werden sowohl die Zytokinspiegel in der Retina untersucht als auch eine mögliche Korrelation zwischen Zytokinveränderungen und dem Grad der Retinaschädigung ermittelt.

Weitere Identifizierungen von Zytokin-Veränderungen bei diabetischer Retinopathie könnte in der Zukunft zur Identifizierung von additiven Behandlungsansätzen führen.