Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(S 01): S1-S12
DOI: 10.1055/s-0037-1601470
SESSION III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz und Risikofaktoren retinaler Venenverschlüsse

KA Ponto
1   Augenklinik und Poliklinik
2   Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH), Universitätsmedizin Mainz
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Publication Date:
03 July 2017 (online)

 

Venenverschlüsse stellen die zweithäufigste Gefäßerkrankung der Netzhaut dar.

In dem Vortrag werden zwei Studien der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz vorgestellt. Im Rahmen einer populationsbasierten Studie wurde retrospektiv die Prävalenz retinaler Venenverschlüsse ermittelt. Im zweiten Schritt wurden 92 Patienten mit akutem Venenverschluss der Netzhaut prospektiv in Bezug auf Risikofaktoren für diese Erkrankung untersucht.

In der Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) wurde die gewichtete Prävalenz retinaler Venenverschlüsse untersucht. Die GHS ist eine prospektive, populationsbasierte, interdisziplinäre Studie aus der Stadt Mainz und Landkreis Mainz-Bingen mit 15010 Teilnehmern im Alter zwischen 35 und 74 Jahren. Im Rahmen der GHS erfolgen ophthalmologische Untersuchungen, sowie Untersuchungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Psyche und des Immunsystems.

Die Fotografie des hinteren Augenabschnittes erfolgte mit einer nicht-mydriatischen Funduskamera (Visucam PRO NMTM, Carl Zeiss AG, Jena, Germany) bei abgedunkeltem Raum und natürlicher Pupillenerweiterung. Es wurden pro Auge drei Fotoaufnahmen angefertigt: 30 ° und 45 ° Sehnerv-zentriert, 30 ° Makula-zentriert. Für die vorliegende Untersuchung wurden Fundusfotos von 12954 (86,3%) GHS-Teilnehmern ausgewertet. Die Auswertung erfolgte im Reading Centre des Moorfields Eye Hospital in London.

Die gewichtete Prävalenz retinaler Venenverschlüsse lag bei 0,4%. Männer waren 1,7-mal häufiger betroffen als Frauen. Bei 91,5% der Personen mit Hinweisen für einen Venenverschluss der Netzhaut wurde mindestens ein kardiovaskulärer Risikofaktor nachgewiesen. Das Bestehen eines Venenastverschlusses war assoziiert mit arterieller Hypertonie (OR: 2,69; 95%CI: 1,27 – 5,70) und mit Vorhofflimmern (3,37; 1,24 – 9,12), während Zentralvenenverschlüsse mit höherem Alter (7,02, 1,63 – 30,19) und einer Familienanamnese für einen Schlaganfall (4,64; 1,18 – 18,25) assoziiert waren.

Da venöse Gefäßverschlüsse der Netzhaut schwerwiegende Konsequenzen haben können (nicht nur ophthalmologische, sondern auch in Bezug auf die kardiovaskuläre Morbidität/Mortalität), erfolgte eine prospektive Untersuchung zu potenziellen Risikofaktoren. Hierfür wurden 92 Patienten mit akuten retinalen Venenverschlüssen als sogenannte „Krankheitskohorte“ im Studienzentrum der GHS untersucht. Zusätzlich erfolgte eine breite serologische Untersuchung zum Nachweis potenzieller neuer hämostaseologischer und hormoneller Risikofaktoren.