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DOI: 10.1055/s-0036-1593258
Die sensorische Hyperinnervierung unterscheidet das Blasenschmerzsyndrom/die Interstitielle Cystitis von der Reizblase
Zielsetzung: Blasenschmerzsyndrom/Interstitielle Cystitis (BPS/IC) und Reizblase (OAB) werden über die Schlüsselsymptome ‚Schmerz‘ respektive ‚Drang‘ definiert, aber die Zuordnung ist oft schwierig. Objektive molekulare Marker wären hilfreich. Wir untersuchten, ob der Blasenschmerz bei BPS/IC im Zusammenhang mit einer subepithelialen Hyperinnervierung steht. Zudem wurden auch weitere mögliche Unterscheidungs-Marker, wie die Lymphozyten- und Mastzell-Infiltration, die Urothel-Integrität und die Neurotrophin-Rezeptor-Expression (p75NTR) histopathologisch beurteilt, und der Nervenwachstumsfaktor (NGF) im Urin wurde quantifiziert.
Materialien: Blasenbiopsien und Urin von BPS/IC-Patientinnen mit (12) und ohne (19) Hunnersche Läsionen, 13 Patientinnen mit OAB und 12 gesunden Kontrollen wurden untersucht. Die Patientinnen wurden aufgrund der Symptome und der zystoskopischen Befunde eingeschlossen.
Methoden: Biopsieschnitte wurden mit Hämatoxylin-Eosin-Färbung und mit Immunhistochemie mit Antikörpern gegen PGP9.5, p75NTR, Mastzell-Tryptase und CD20 analysiert. ELISA-Experimente dienten zum NGF-Nachweis im Urin.
Ergebnisse: Eine subepitheliale sensorische Hyperinnervierung (97% Sensitivität; 76% Spezifität), eine erhöhte Dichte von Entzündungsinfiltraten (90% Sensitivität; 80% Spezifität) und Urothel-Defekte (97% Sensitivität; 76% Spezifität) werden bei Patientinnen mit Blasenschmerz gefunden. Dank dieser Kriterien können BPS/IC mit und ohne Hunnersche Läsion von OAB und gesunden Kontrollen unterschieden werden. Die Hyperinnervierung assoziiert mit der Mastzellverteilung in der Submucosa, und die positive p75NTR-Färbung in basalen Urothelzellen ist hinweisend für BPS/IC. NGF konnte im Urin nicht nachgewiesen werden.
Zusammenfassung: Die sensorische Hyperinnervierung in der Blasenbiopsie und weitere histopathologische Kriterien erlauben die Unterscheidung von BPS/IC und OAB, auch in Abwesenheit von Hunnerschen Läsionen. Damit wird auch die Diagnose von Frühstadien der BPS/IC und die Identifizierung von asymptomatischen Patientinnen ermöglicht. Eine früh eingeleitete Kausaltherapie kann das Fortschreiten der Krankheit verhindern.