Zielsetzung: Blasenschmerzsyndrom/Interstitielle Cystitis (BPS/IC) und Reizblase (OAB) werden
über die Schlüsselsymptome ‚Schmerz‘ respektive ‚Drang‘ definiert, aber die Zuordnung
ist oft schwierig. Objektive molekulare Marker wären hilfreich. Wir untersuchten,
ob der Blasenschmerz bei BPS/IC im Zusammenhang mit einer subepithelialen Hyperinnervierung
steht. Zudem wurden auch weitere mögliche Unterscheidungs-Marker, wie die Lymphozyten-
und Mastzell-Infiltration, die Urothel-Integrität und die Neurotrophin-Rezeptor-Expression
(p75NTR) histopathologisch beurteilt, und der Nervenwachstumsfaktor (NGF) im Urin
wurde quantifiziert.
Materialien: Blasenbiopsien und Urin von BPS/IC-Patientinnen mit (12) und ohne (19) Hunnersche
Läsionen, 13 Patientinnen mit OAB und 12 gesunden Kontrollen wurden untersucht. Die
Patientinnen wurden aufgrund der Symptome und der zystoskopischen Befunde eingeschlossen.
Methoden: Biopsieschnitte wurden mit Hämatoxylin-Eosin-Färbung und mit Immunhistochemie mit
Antikörpern gegen PGP9.5, p75NTR, Mastzell-Tryptase und CD20 analysiert. ELISA-Experimente
dienten zum NGF-Nachweis im Urin.
Ergebnisse: Eine subepitheliale sensorische Hyperinnervierung (97% Sensitivität; 76% Spezifität),
eine erhöhte Dichte von Entzündungsinfiltraten (90% Sensitivität; 80% Spezifität)
und Urothel-Defekte (97% Sensitivität; 76% Spezifität) werden bei Patientinnen mit
Blasenschmerz gefunden. Dank dieser Kriterien können BPS/IC mit und ohne Hunnersche
Läsion von OAB und gesunden Kontrollen unterschieden werden. Die Hyperinnervierung
assoziiert mit der Mastzellverteilung in der Submucosa, und die positive p75NTR-Färbung
in basalen Urothelzellen ist hinweisend für BPS/IC. NGF konnte im Urin nicht nachgewiesen
werden.
Zusammenfassung: Die sensorische Hyperinnervierung in der Blasenbiopsie und weitere histopathologische
Kriterien erlauben die Unterscheidung von BPS/IC und OAB, auch in Abwesenheit von
Hunnerschen Läsionen. Damit wird auch die Diagnose von Frühstadien der BPS/IC und
die Identifizierung von asymptomatischen Patientinnen ermöglicht. Eine früh eingeleitete
Kausaltherapie kann das Fortschreiten der Krankheit verhindern.