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DOI: 10.1055/s-0036-1592884
Fetale intrakranielle Blutungen – Diagnose, Risikofaktoren und Outcome – Zusammenstellung von 282 pränatalen Fällen
Fragestellung: Im Rahmen dieser Zusammenstellung sollen anhand eigener und aus der Literatur gewonnenen Daten Trends bzgl. der diagnostischen Sicherheit, der Risikofaktoren und der Prognose von pränatal gesicherten Hirnblutungen herausgearbeitet werden.
Methoden: Retrospektive Analyse von 15 Feten mit Zeichen einer fetalen intrakraniellen Blutung. Bei allen Fällen erfolgte eine detaillierte sonographische Diagnostik in 3 tertiären Pränatalzentren. Zusätzlich wurde eine Zusammenstellung aller Kasuistiken und Fallserien mit fetaler Hirnblutung 1977 – 2015 (n = 267) vorgenommen. Die Auswertung erfolgte hinsichtlich fetomaternaler Charakteristika, Ausmaß und Lokalisation der Blutung sowie des perinatalen Outcomes.
Ergebnisse: Insgesamt fielen 41,5% der Feten mit einer intraparenchymalen Blutung (IPH; Grad IV) und weitere 37,2% mit einer intraventrikulären Blutung (IVH; Grad II u. III) auf. Subdurale Hämatome fanden sich in 12%, epidurale und cerebelläre Blutungen waren dagegen eher selten. Die perinatale Mortalität und Morbidität war erwartungsgemäß hoch. Weniger als 1/4. aller betroffenen Kinder war nach interventionellen Maßnahmen als gesund/unauffällig zu bezeichnen, 40% der Schwangerschaften wurden abgebrochen oder es kam zum perinatalen Versterben der Kinder. In etwa jedem 6. Fall konnte eine Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) nachgewiesen werden, zudem scheinen vaskuläre Ursachen (Mutationen im Col4a1-Gen) eine zunehmende Rolle zu spielen. Von offenbar untergeordneter Bedeutung sind die Blutungen Folgen einer medikamentösen Therapie.
Zusammenfassung: Pränatale Blutungen sind für die Integrität des unreifen fetalen ZNS bzw. den Feten generell fatal. Immerhin werden 75% der Schwangerschaften entweder abgebrochen oder resultieren in einer lebenslangen Einschränkung der neuromotorischen Fähigkeiten. Die zugrundeliegende Ätiologie kann in < 50% geklärt werden. Bei etwa 20% liegen eine FNAIT oder vaskuläre Anomalien vor.