Thorac Cardiovasc Surg 2016; 64 - ePP62
DOI: 10.1055/s-0036-1571928

Detektion Cerebraler Minderperfusion Mittels Amplitudenintegrierter Elektroenzephalographie (aEEG) und Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) während Herzoperation mit kardiopulmonalem Bypass bei Säuglingen

G. Mühlschlegel 1, B. Stiller 1, J. Kroll 2, C. Benk 2, R. Klemm 2, J. Jacobs 3, F. Humburger 4, P. Bludau 1
  • 1Universitäts Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen, Klinik für Angeborene Herzfehler, Freiburg, Germany
  • 2Universitäts Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen, Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Freiburg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Freiburg Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neuropädiatrie, Freiburg, Germany
  • 4Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Anästhesiologie, Freiburg, Germany

Einleitung: Die tiefe Hypothermie ermöglicht Herzoperationen, ohne dass ein Kreislaufstillstand bedeutsame neurologische Schäden verursacht. Kritische Ereignisse wie Anschluss und Abgang, Kühlung und Erwärmung beeinflussen die Hirnversorgung und Aktivität in unterschiedlichem Ausmaß. Bisher erfolgt die Überwachung der cerebralen O2-Sättigung meist durch die NIRS, pathologische Hirnaktivität wie Krampfanfälle bleiben bei tiefer Anästhesie mit Relaxierung jedoch unentdeckt.

Methodik: Im Zeitraum von März 2014 bis August 2015 wurden 35 Säuglinge perioperativ mittels NIRS und aEEG neurologisch überwacht. Bei 4 Säuglingen (med 9d, r = 5–30) mit dTGA, Shone Komplex und obstruktiver Kardiomyopathie zeigte sich ein erschwerter Abgang von der HLM (med 243 minute), die bei 2 Kindern eine Kreislaufunterstützung mittels ECLS über 2 bzw. 4d nach sich zog.

Ergebnisse NIRS: Bei den beiden zuvor zyanotischen Kindern zeigte sich nach Anschluss an die HLM ein relativer Anstieg der Ausgangssättigung (38,5%) um 48,7%. Bei den nicht zyanotischen Kindern blieb die Ausgangssättigung (med 81%) weitgehend unverändert (relativer Abfall 12%). aEEG: In der Kühlungsphase zeigte sich eine Abnahme der elektrischen Hirnaktivität: ¾ Kinder zeigten eine hochpathologische, maximale Suppression, die Flat Trace (med 53,5 minute). Bei ¼ Kindern wurde während der Kühlung ein Krampfanfall detektiert. In den kritischen Phasen wurde bei allen 4 Kindern ein kurzer Abfall (med 10,5 minute) der NIRS-Sättigung (med 29%) sowie zeitgleich ein Absinken der aEEG-Amplitude in die pathologischen Muster CLV und FT aufgezeichnet.

Klassifikation von Hellström-Westas nach Amplitudenhöhe Physiologisch: CNV = continuous normal voltage Pathologisch: DNV = discontinuous normal voltage (moderate Reduktion), CLV = continuous low voltage (starke Suppression), FT = flat trace (isoelektrische Kurve).

Schlussfolgerung Starke Minderperfusion, die in kritischen Phasen der HLM auftreten kann, wird in beiden Messmethoden (aEEG und NIRS) übereinstimmend detektiert. Krampfanfälle sind bei vollrelaxierten Patienten ausschließlich im aEEG erkennbar. Kinder mit prolongierter Suppression der Hirnaktivität (FT) sollten eine engmaschige neurologische Verlaufskontrolle erhalten.

Fig. 1 [NIRS & aEEG intraoperativ].