Thorac Cardiovasc Surg 2016; 64 - ePP11
DOI: 10.1055/s-0036-1571913

Der rechte Ventrikel als Systemventrikel - eine Funktionsanalyse bei Patienten nach Senning-OP

A. Hornung 1, D. Vollmer 1, T. Zitzelsberger 2, G. Wiegand 1, H. Latus 3, C. Apitz 4, M. Hofbeck 1, L. Sieverding 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Kinderkardiologie, Tuebingen, Germany
  • 2Universitätsklinik Tübingen, Klinik für Diagnostische u. Interventionelle Radiologie, Tuebingen, Germany
  • 3Universitätsklinik Gießen, Kinderkardiologie, Gießen, Germany
  • 4Universitätsklinik Ulm, Kinderkardiologie, Ulm, Germany

Einleitung: Der Spätverlauf nach Senning-OP ist durch die zunehmende RV-Insuffizienz geprägt. Um vor Eintritt einer irreversiblen Schädigung therapeutisch intervenieren zu können, ist eine frühzeitige Detektion der beginnenden RV-Insuffizienz notwendig.

Methode: 16 Patienten (Alter 27,1 ± 6,7a) nach Senning-Korrektur wurden spiroergometrisch, kernspintomographisch und invasiv mittels Conductance nachuntersucht. Die MR-Cine-Sequenzen (SSFP, SiemensMagnetomEspree1,5T) wurden retrospektiv mittels Feature-Tracking ausgewertet (Fa.TomTec, 2D-CPAMR©). Ermittelt wurden unter anderem der globale longitudinale, radiale und circumferentielle Strain im 4-Kammerblick bzw. in der kurzen Achse (auf Höhe der Papillarmuskeln).

Ergebnisse: Alle Patienten waren in NYHA-Klasse I-II und zeigten im Mittel eine max. Sauerstoffaufnahme von 30,1 ± 5,8ml/min/kgKG (22,7–45,5ml/min/kgKG). Die Conductance-Analyze konnte bei allen Patienten eine diastolische Dyssynchronie aufzeigen. Die enddiastolischen Volumina für den RV (RV-EDV) lagen bei 110 ± 22ml/m2 (78–156ml/m2), die EF bei 40 ± 3,5% (25–52%), die EF für den LV bei 62 ± 3,5% (45–73%). Bei zunehmendem RV-EDV zeigte sich eine schlechtere RV-EF (p< 0,05). Der maximale systolische globale longitudinale Strain (GLS) betrug für den RV -12,9 ± 2,7%, für den LV -16,8 ± 3,9% (normal LV -19,7 ± 0,7%). Der globale radiale Strain (GRS) betrug für den RV 18,6 ± 6,4%, für den LV 20,9 ± 4,6% (normal LV 47,3 ± 2,7%). Der globale circumferentielle Strain (GCS) betrug für den RV -17,4 ± 2,5%, für den LV -22,9 ± 3,2% (normal LV -23,3 ± 1,2%). Es zeigte sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den circumferentiellen Strainwerten und der EF (v.a. für den rechten Ventrikel, p 0,003). Die Wand-zu-Wand-Verzögerung im RV betrug für den GLS 191 ± 62ms bzw. 125 ± 49ms für den GRS.

Zusammenfassung: In allen Strain-Dimensionen wies die rechte Herzkammer (als Ausdruck einer eingeschränkten Kontraktilität) niedrigere Werte als die linke Herzkammer auf. Neben einer interventrikulären zeigte sich außerdem eine intraventrikuläre Dyssynchronie. Unsere Untersuchungen zeigen, dass bei klinisch noch wenig symptomatischen und gut belastbaren Patienten (nach Senning-OP) bereits erhebliche Veränderungen der RV-Funktion vorliegen können.