Prof. Dr. med. Manfred Wildner
„Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“ – die Metapher des Lichts in der Dunkelheit, so wie hier aus dem Prolog des Johannes-Evangeliums
(1, 5) zitiert, findet sich in vielen Religionen. Nicht nur im christlichen Bereich
als Licht in der Finsternis oder Stern über Bethlehem, ähnliche Lichterfeste finden
sich auch in der jüdischen Tradition als Chanukka-Fest oder in ganz anderen Traditionen
wie dem Hinduismus (Divali-Fest) oder dem Buddhismus (Pavarana-Fest). Einen besonderen
Platz hat das Licht in der Finsternis bzw. gegen die Finsternis in der europäischen
Geistestradition in Zusammenhang mit der Aufklärung gefunden, diesmal in Abgrenzung
zu religiösen Inhalten. Ursprünglich wurde diese Bewegung, welche wie kaum eine andere
die moderne Welt geprägt hat, als „Enlightenment“, also als Erleuchtung gegenüber der Dunkelheit des vorangegangenen Mittelalters
bezeichnet. Im Französischen wurde die Bezeichnung „Les Lumières“ für die aufgeklärten Vertreter dieser Denkrichtung verwendet.