physioscience 2017; 13(04): 193
DOI: 10.1055/s-0035-1567233
Veranstaltungsberichte
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Interprofessionelles Lehren und Lernen in Berlin – Für eine bessere Gesundheitsversorgung

D. Herinek
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Publication Date:
08 December 2017 (online)

Das interprofessionelle Lehren und Lernen hat in den vergangenen Jahren auch hierzulande an Bedeutung gewonnen. In diesem Kontext fördert die Robert Bosch Stiftung Projekte, die verschiedene Ideen zum Thema umsetzen. INTER-M-E-P-P und InterTUT sind zwei in Berlin geförderte Projekte. An ihnen beteiligen sich die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Alice Salomon Hochschule (ASH) sowie die Evangelische Hochschule Berlin (EHB), bei InterTUT außerdem die Gesundheitsakademie der Charité und das Lernzentrum der Medizinischen Fakultät der Charité. Durch die Kooperation der verschiedenen Einrichtungen war es möglich, die Projekte interprofessionell – also mit Beteiligung diverser Gesundheitsprofessionen aus Medizin, Therapie und Pflege – zu gestalten.

Am 15.06.2017 wurde zu der gemeinsamen Veranstaltung „Interprofessionelles Lehren und Lernen in Berlin – Für eine bessere Gesundheitsversorgung“ eingeladen, bei der sich die Projekte INTER-M-E-P-P und InterTUT vorstellten. Dieser Einladung folgten ca. 150 Personen, die im gläsernen Crossover-Gebäude der Charité sowohl erste Ergebnisse beider Projekte präsentiert bekamen als auch Zeit zum Austausch und für weitere Vernetzung fanden.

Die Veranstaltung moderierte Frau Böhm, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Innovation und Qualität in Studium und Lehre an der ASH. Die Eröffnungsreden hielten Vertreter der verschiedenen beteiligten Institutionen: Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey (Vize-Prodekanin für Studium und Lehre der Charité – Universitätsmedizin Berlin), Prof. Dr. Heidi Höppner (Professorin für Physiotherapie an der ASH) stellvertretend für Prof. Dr. Uwe Bettig (Rektor der ASH), Prof. Dr. Anusheh Rafi (Rektor der EHB) und Dr. Marianne Rabe (Pädagogische Geschäftsführerin der Gesundheitsakademie der Charité – Universitätsmedizin Berlin).

Zunächst stellte die Projektkoordinatorin Ronja Behrend das Projekt INTER-M-E-P-P (www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/Projektbeschreibung_INTERMEPP_2.Phase.pdf) vor. Dabei ging sie auf die curriculare Entwicklung, die daraufhin entstandenen Lehrveranstaltungen und die Projektziele ein. Im Ergebnis konnte aus diesem Projekt eine positive Einstellung gegenüber der Teamarbeit expliziert und die Relevanz interprofessionellen Lehrens und Lernens und die Akzeptanz ihm gegenüber gestärkt werden.

Daran anschließend referierte Kathrin Reichel die Ergebnisse des Projekts InterTUT (www.bosch-stiftung.de/content/language1/downloads/20160906_Kurzbeschreibung_Projekt_InterTUT_II.pdf). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin beschrieb sie das zugrunde liegende Konzept des Peer-assisted Learning, den Prozess der Tutorienentwicklung, stellte die 6 Tutorien in Kurzform vor und berichtete von den positiven Ergebnissen der quantitativen sowie qualitativen Erhebungen. Auch die als Tutoren im Projekt tätigen Studierenden präsentierten ihre Arbeit. Mithilfe eines „wachsenden“ selbst gebastelten Baumes stellten sie Erfolgsfaktoren von Studierenden in der interprofessionellen Projektarbeit interaktiv dar. Sie berichteten anhand dessen über ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit, der Tutorienentwicklung, aber auch über Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sahen sowie Zukunftspotenziale.

Beide Projekte bewiesen, dass interprofessionelles Lehren und Lernen auf unterschiedlichem Wege erfolgen kann. INTER-M-E-P-P verfolgt das Ziel der Entwicklung, Durchführung und Evaluation interprofessioneller Lehr- und Lernveranstaltungen und möchte schließlich Herausforderungen angehen, um eine nachhaltige Implementierung dieser Lehrveranstaltungen in die jeweiligen Curricula zu gewährleisten. InterTUT hingegen folgt dem Ansatz extracurricularer Lehrveranstaltungsangebote über studentisch geleitete Tutorien für Studierende und Auszubildende der verschiedenen Gesundheitsprofessionen. Die Forschungsergebnisse beider Projekte drücken sich in positiver Resonanz aus und lassen für die Zukunft hoffen, dass sich Angebote wie diese weiterhin verstetigen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete der interaktive Marktplatz, bei dem sich die Tagungsteilnehmer über interprofessionelle Lehr-/Lernaktivitäten austauschen und informieren konnten; so z. B. über den interprofessionellen Online-Studiengang für Health Care Professionals an der ASH, ein interdisziplinäres Modul für Studierende der Hebammenkunde und Pflege an der EHB, interprofessionelle Projekttage der Ausbildungsbereiche der Gesundheitsakademie an der Charité und das interprofessionelle Fortbildungsangebot IPIKA an der Charité. Schließlich erfolgte der von Vertretern beider Projekte verfasste Berliner Aufruf für interprofessionelle Ausbildung und Kooperation in den Gesundheitsberufen. Er enthält Anregungen für die Zukunft, um Kooperationen in der Ausbildung der Gesundheitsprofessionen sowie der Gesundheitsversorgung nachhaltig zu stärken.