physioscience 2017; 13(02): 94
DOI: 10.1055/s-0035-1567198
Veranstaltungsberichte
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ICF-Konsensus-Konferenz zu ADHS und ASS

M. Jung
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Publication Date:
13 June 2017 (online)

Vom 5.–7. und 9.–11. September 2016 wurde am renommierten Karolinska Institut in Stockholm eine Konsensus-Konferenz für die ICF Core Sets der Krankheitsbilder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS; engl. attention deficit hyperactivity disorder, ADHD) und Autismus-Spektrum-Störung (ASS; engl. autism spectrum disorder, ASD) veranstaltet. Namhafte Experten unterschiedlicher Professionen aller WHO- Mitgliedsstaaten trafen sich in Schweden, um jene ICF-Kategorien zu identifizieren, die am meisten bedeutsam sind, um die gelebte Erfahrung von Personen mit diesen Krankheitsbildern zu beschreiben. Prof. Dr. Michael Jung, Studiendekan des berufsbegleitenden Masters „Interdisziplinäre Therapie in der Pädiatrie“ war als einer der eingeladenen Experten an der Erstellung beider ICF Core Sets in Stockholm beteiligt.

Die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF, Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) ist ein von der WHO zur Verfügung gestellter, umfassender, allgemein anerkannter Rahmen zur Beschreibung der gesundheitsbezogenen Funktionen.

Für die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen wurde die Version ICF-CY mit mehr als 1600 Kategorien und Aspekten in den folgenden Bereichen erstellt: (1) Körperfunktionen, (2) Körperstrukturen, (3) Aktivitäten (Durchführung von Aufgaben oder Aktionen einer Einzelperson), (4) Partizipation (Beteiligung an einer Lebenssituation) und (5) Umweltfaktoren (physische, soziale und einstellungsbezogene Umwelt, in denen Menschen leben) – hier immer mit dem speziellen Blickwinkel auf die Kindheit und Jugend.

Im Vorfeld der Konsensus Konferenz wurden systematische Literaturrecherchen zu den Krankheitsbildern sowie 2 weltweite Delphi-Runden zur Identifikation von diagnose- und therapierelevanten Aspekten zu den Problemen von Patienten mit ADHS und ASD identifiziert. Aus diesen Bereichen bzw. aus einem vorselektierten Pool an ICF-Kategorien identifizierten Prof. Jung und weitere Experten der unterschiedlichsten Professionen (Logopäden, Ergotherapeuten, Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Pflegekräfte, etc.) die für ADHS und ASD wichtigsten. (www.who.int/iris/bitstream/10665/43737/1/9789241547321_eng.pdf)

Das Zentrum für neurologische Entwicklungsstörungen (KIND) am Karolinska Institut arbeitet sehr eng mit der ICF Research Section, einem Kooperationspartner innerhalb des WHO-Kollaborationszentrums für die Familie Internationaler Klassifikationen in Deutschland (bei DIMDI) zusammen und initiierte deshalb den Entwicklungsprozess sogenannter ICF Core Sets für ADHS und ASD. Bei diesen handelt es sich um Shortlists der allgemein vereinbarten ICF-Kategorien für einen bestimmten Gesundheitszustand oder eine Gesundheitseinstellung. www.ki.se/en/kind/startpage