Z Gastroenterol 2003; 41 - P352
DOI: 10.1055/s-0035-1555553

Videokapselendoskopie bei chronischen intestinalem Blutverlust und chronisch-entzündlicher Darmerkrankung: Klinischer Stellenwert

J Barnert 1, A Flemming 1, J Fischer 1, T Eberl 1, R Scheubel 1, W Schmidbaur 1, M Bittinger 1, H Messmann 1
  • 1Med. Klinik III, Klinikum Augsburg

Hintergrund/Einleitung: Die Beurteilung des Dünndarmes mit der Videokapselendoskopie (VE) ist ein neues Verfahren, das teuer und zeitaufwendig ist. Ihr Stellenwert in der klinischen Routine ist noch offen.

Zielsetzung: In einer prospektiven Studie sollte bei zwei klinischen Indikationen (chronischer gastrointestinaler Blutverlust (bei unaufälliger Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) und Koloskopie) und chronisch-entzündliche Darmerkrankung) die Methode evaluiert werden. Die VE (GIVEN-Imaging®) sollte mit zwei etablierten diagnostischen Methoden, nämlich der Röntgen-Untersuchung des Dünndarmes (Sellink) (RöD) und der Push-Enteroskopie (SIF 100 Olympus) (PE), verglichen werden. Zudem sollte geprüft werden, ob bei einer der beiden klinischen Indikationen häufiger pathologische Befund zu erwarten sind.

Material und Methoden: Bei 17 Patienten mit chronischem intestinalem Blutverlust, bei denen die ÖGD und die Koloskopie keine relevanten pathologischen Befunde ergeben hatten, wurde eine VE durchgeführt. Bei 13/17 Pat. lag zusätzlich das Ergebnis einer RöD und bei 10/17 Pat. das einer PE vor. Bei 11 Pat. mit chron.-entzündlicher Darmerkrankung, bei denen ÖGD und Koloskopie keine definitive Klärung erbracht hatten, erfolgte ebenfalls eine VE. Hier wurde bei 3/11 Pat. eine PE und bei 8/11 Pat. eine RöD zusätzlich durchgeführt.

Ergebnisse: Bei 8/13 Pat. (47%) mit chron. intestinalem Blutverlust ergab sich bei der VE ein pathologischer Befund (5 Ulzerationen, 3 Gefäßmissbildungen). Bei zwei dieser Pat. ergab sich auch bei der PE ein pathologischer Befund (Ulzeration bzw. Gefäßmissbildung). In der RöD ergab sich bei allen untersuchten Pat. (n=13) kein patholog. Befund. Bei den Pat. mit chron. entzündlicher Darmerkrankung ergab sich bei 6/11 Pat. (55%) ein relevanter patholog. Befund, davon bei 3 Pat. mit unauffälliger oberer und unterer Intestinoskopie. Die PE ergab bei 1/3 Pat. und die RöD bei 2/8 Pat. (25%) einen patholog. Befund.

Schlussfolgerung: Die Videokapselendoskopie kann bei beiden Fragestellungen in der Hälfte der Fälle relevante Antworten geben. Die Push-Enteroskopie ist dieser Methode in der Aussagekraft deutlich unterlegen und bringt keine zusätzlichen Informationen. Die Röntgen-Untersuchung des Dünndarmes ist eine Methode, deren Aussagekraft insbesondere bei intestinalen Blutungen minimal ist.