Gesundheitswesen 2016; 78(11): 742-748
DOI: 10.1055/s-0035-1548856
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Pflegeeinrichtung und Ärzten? – Ergebnisse einer Mixed Methods Querschnittserhebung in bayerischen Pflegeeinrichtungen

What are the Prerequisites for a Successful Cooperation between Nursing Homes and Physicians? – Results of a Mixed-methods Cross-Sectional Study in Bavarian Nursing Homes
M. Karsch-Völk
1   Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
J. Lüssenheide
1   Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
K. Linde
1   Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
E. Schmid
1   Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
,
A. Schneider
1   Institut für Allgemeinmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Mai 2015 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: In dieser Mixed Methods Querschnittserhebung wurde die Kooperation zwischen Heimmitarbeitern und Ärzten in bayerischen Pflegeeinrichtungen untersucht, um zu erfassen, welche organisatorischen und kommunikativen Maßnahmen zu Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit der Berufsgruppen führen.

Methodik: In 3 Befragungsrunden mit nach jeder Runde weiterentwickelten Fragebögen wurden Fragebogeninterviews mit Heimmitarbeitern, Haus-, Fach- und Zahnärzten sowie Angehörigen und Bewohnern in 52 Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Zusätzlich erfolgten Fokusgruppeninterviews mit Heimmitarbeitern, Ärzten und Angehörigen in 2 Einrichtungen.

Ergebnisse: In den Fragebogeninterviews wurden 443 an der Patientenversorgung beteiligte Personen und 50 Bewohner und 47 Angehörige befragt. An den Fokusgruppeninterviews nahmen 22 Personen teil. 65% der in Fragebogeninterviews befragten Pflegeeinrichtungen forderten regelmäßige Visiten der Hausärzte und 36% bzw. 27% regelmäßige oder bedarfsangepasste Visiten der Fachärzte. 47% der hierzu befragten Heimmitarbeiter gaben an, dass es ihre Arbeit erleichtern würde, wenn nur wenige Ärzte für ihre Einrichtung zuständig wären. Am häufigsten wurden von an der Patientenversorgung beteiligten Befragten zur Optimierung der ärztlichen Versorgung folgende Maßnahmen vorgeschlagen: Von 9% eine bessere Kommunikation, von 7% (von Seiten der Pflege und der Ärzte) eine bessere Vergütung von Altenheimbesuchen und von jeweils 5% weniger Bürokratie und regelmäßige Visiten.

Schlussfolgerung: Aufgrund der Zusammensetzung unserer Stichproben ist nicht von einer bayernweiten Repräsentativität der Ergebnisse auszugehen. Essentiell für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen versorgenden Ärzten und Heimmitarbeitern sind gegenseitiges Vertrauen, eine geringe Zahl an Ansprechpartnern, feste Absprachen und regelmäßige Visiten.

Abstract

Aim: This mixed-methods cross-sectional study examined the cooperation between nursing home staff and physicians in Bavarian nursing homes in order to understand which organisational and communication measures are resulting in satisfying teamwork among professional groups in nursing homes.

Methods: In 3 interview rounds nursing home staff, general practitioners, medical specialists, dentists, nursing home residents, and relatives in 52 nursing homes were interviewed using a questionnaire that was enhanced after every round. Additionally, focus group interviews have been performed in 2 nursing homes.

Results: 443 persons involved in patient care, 50 residents and 47 relatives participated in the structured interviews. 22 persons attended the focus group interviews. 65% of the nursing homes required regular visits of general practitioners and 36% or, respectively, 27% required regular or on demand visits of specialists. 47% of the nursing home staff that was asked about this issue stated that it would make their work easier if only a small number of physicians were in charge of their institution. Measures for improvement of medical care in nursing homes most frequently suggested by interview partners responsible for patient care were: better communication (9%), better remuneration of physicians’ nursing home visits (7%, nurses and physicians) and less bureaucracy and regular physicians’ visits (5% in each question).

Conclusion: Because of the composition of our study sample it cannot be assumed that the results are representative for all Bavarian nursing homes. Confidence in one another, low number of persons in charge, binding agreements and regular physicians’ nursing home visits are essential for a successful cooperation between providing physicians and nursing home staff.