Endoskopie heute 2015; 28 - P25
DOI: 10.1055/s-0035-1545040

Evaluation der Doppelballon-Enteroskopie bei der Diagnostik und Therapie von Patienten mit Blutungen im mittleren Gastrointestinaltrakt

H Albrecht 1, A Hagel 1, W Hagel 1, F Vitali 1, I Ganzleben 1, MF Neurath 1, M Raithel 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland

Fragestellung:

Die Doppelballonendoskopie (DBE) ist ein erfolgreiches und zugleich sicheres Verfahren zur Detektion und Therapie von mittleren gastrointestinalen Blutungen. Sie erlaubt ein tiefes Eindringen in den sonst nicht zugänglichen Dünndarm und ermöglicht eine zeitnahe Intervention, was ihr somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Kapselendoskopie verleiht. Es soll die Frage beantwortet werden, ob die DBE, wie in neueren Studien postuliert, der Goldstandard bei der Detektion und Therapie von mittleren gastrointestinalen Blutungen ist, selbst wenn das Patientenkollektiv nicht nach strengen Einschlusskriterien selektioniert wurde.

Methodik:

Zwischen Oktober 2004 und März 2008 wurden 119 Untersuchungen an 62 Patienten mit der Indikationsstellung "mittlere gastrointestinale Blutungen" durchgeführt. Einschlusskriterien waren Patienten mit Teerstuhl, Hämatochezie, Anämie, positiver Hämoccult-Test (FOBT) sowie Eisenmangel. Alle bekannten Vorerkrankungen, besonders mit Hinblick auf Kardiovaskuläre, wurden bei unseren Patienten evaluiert. Ein weiteres Augenmerk wurde auf die unterschiedlichen DRG-Vergütungen und die Kostenanalyse einer DBE gelegt.

Ergebnisse:

Die diagnostische Ausbeute der DBE liegt bei 69%. Die Hauptdiagnose war die Angiodysplasie (22%), gefolgt von Lipidflecken (18%) die zu 100% mit kardiovaskulären Vorerkrankungen vergesellschaftet waren. Bei 53% der Patienten mit Lipidflecken musste wegen Blutungserscheinungen interveniert werden. Insgesamt konnte bei 58% der Patienten mit positivem Befund eine Intervention durchgeführt werden. 91% der DBE' s konnten komplikationslos durchgeführt werden. Schwerwiegende Komplikationen wie Perforation oder Pankreatitis traten nicht auf. Bei der Durchführung einer DBE mit einer Verweildauer von 4 Tagen entstehen der Klinik Kosten in Höhe von 2.342,67 Euro. Die Vergütung im DRG-System zeigt sich stark abhängig von der angegebenen Diagnose (ICD-Code) und der durchgeführten Prozedur (OPS-Code). Der höchste Ertrag konnte bei APC einer chronischen Eisenmangelanämie oder einer akuten Blutungsanämie, nämlich 3.597,02 Euro, erzielt werden.

Schlussfolgerung:

Der Einsatz der DBE an einem unselektionierten Patientenkollektiv aus der klinischen Routine zur Diagnostik sowie einer möglichen Intervention von mittleren gastrointestinalen Blutungen zeigt sich weiter als Goldstandard bei der Inspektion des Dünndarms. Trotz der relativ langen Untersuchungszeit sind die hohe diagnostische Ausbeute, die gute therapeutische Wirksamkeit und der komplikationsarme Verlauf wichtige Gründe für eine Anwendung dieser Methode. Die hohe Assoziation von Lipidflecken mit kardiovaskulären Vorerkrankungen und häufigen Blutungsereignissen spricht dafür, dass Lipidlfecken und eine Antikoagulationsmedikation als Risikofaktoren der mittleren gastrointestinalen Blutung (MGIB) anzusehen sind.