Endoskopie heute 2015; 28 - P23
DOI: 10.1055/s-0035-1545038

Pan-intestinale Kapselendoskopie bei postoperativen Patienten mit M. Crohn

J Hausmann 1, J Walldorf 2, R Schmelz 3, J Albert 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Halle (Saale), Innere Medizin I, Gastroenterologie, Halle (Saale), Deutschland
  • 3Uniklinikum Dresden, Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, Dresden, Deutschland

Fragestellung:

Ein endoskopisch nachweisbares Rezidiv geht bei Patienten mit Z.n. Operation aufgrund eines Morbus Crohn (MC) dem klinischen Rezidiv voraus. Es wird daher derzeit eine Endoskopie im Jahr nach der Operation empfohlen. Wir prüften, ob eine Pan-intestinale Kapselendoskopie (Pan-KE) einer Koloskopie in der Detektion des postoperativen Rezidivs überlegen ist.

Methodik:

In die Studie wurden Patienten aus vier Zentren eingeschlossen, die wegen einer Dünndarmmanifestation eines MC operiert werden mussten. Zwischen vier bis sechs Wochen (d1) und zwischen vier und sechs Monaten (d2) nach der Operation wurde jeweils eine Pan-KE (PillCam COLON 2, Given Imaging EMEA, Hamburg) durchgeführt, zum zweiten Termin erfolgte auch eine Ileokoloskopie. Vor Pan-KE musste eine Patency-Kapsel (Agile patency capsule, Given Imaging EMEA, Hamburg) die Durchgängigkeit des Darmes erweisen. Die Entzündungsaktivität und Lokalisation wurde anhand eines modifizierten Rutgeerts-Scores erfasst und zwischen Pan-KE und Koloskopie verglichen. Klinische Visiten erfolgten nach 3, 6 und 12 Monaten und die therapeutische Konsequenz aus den endoskopischen Untersuchungen wurde evaluiert.

Ergebnisse:

Insgesamt konnten 22 Patienten eingeschlossen werden (weiblich: n = 10, männlich: n = 12; mittleres Alter bei Operation 34,3 Jahre, Spannweite: 21 – 46, SD: 8,9). Eine Pan-KE konnte zu d1 bei 16 Patienten erfolgen und war in sechs Fällen nicht möglich (Retention der Patencykapsel: n = 3, andere: 3). Ein postoperatives Rezidiv fand sich im Dünndarm in 9 von 16 Fällen (56%), davon in drei Fällen mit Rutgeerts-Score ≥2. In sieben Fällen zeigte sich ein hoher Dünndarmbefall. In vier Fällen leitete sich aus den Befunden eine direkte therapeutische Konsequenz ab.

Zu d2 wurden 12 Patienten mit der Pan-KE untersucht (Retention der Patencykapsel: n = 3, technischer Defekt: n = 1, ‚lost to follow-up‘: n = 6). Ein postoperatives Rezidiv im Dünndarm fand sich in 8/12 (66%; Rutgeerts-Score ≥2: n = 6; hoher Dünndarmbefall: n = 5). Hieraus leitete sich eine direkte therapeutische Konsequenz in weiteren drei Fällen ab.

In der Ileokoloskopie zu d2 fand sich ein postoperatives Rezidiv in 10/16 (62%; Rutgeerts-Score ≥2: 6), in allen diesen Fällen war eine Entzündung bereits durch die Pan-KE erkannt worden.

Bei keiner der durchgeführten Untersuchungen trat eine Komplikation auf.

Schlussfolgerung:

Die Pan-KE detektiert zuverlässig entzündliche Veränderungen in Dünn- und Dickdarm und weist eine entzündliche Aktivität in Dünndarmabschnitten nach, die mit einer Ileokoloskopie nicht erreicht werden. Daraus können sich zusätzliche therapeutische Konsequenzen ergeben.