Endoskopie heute 2015; 28 - FV22
DOI: 10.1055/s-0035-1545015

10 Jahre BECOP-Studien – Zu welchem substantiellen Erkenntnisgewinn haben sie zur Qualitätssicherung der Vorsorgekoloskopie beigetragen?

A Adler 1, D Lieberman 2, A Aminalai 3, J Aschenbeck 3, R Drossel 3, M Mayr 3, M Mroß 3, M Scheel 3, A Schröder 3, C Keining 1, G Stange 4, B Wiedenmann 4, U Gauger 5, L Altenhofen 6, T Rösch 7
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Hepatologie, Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen, Berlin, Deutschland
  • 2Oregon Health and Science University, Portland, Oregon, USA, Klinik für Innere Medizin, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Portland, Oregon, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 3Praxen für Gastroenterologie und Endoskopie Berlin, Berlin, Deutschland
  • 4Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Hepatologie, Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie, Berlin, Berlin, Deutschland
  • 5Privates Statistikbüro Berlin, Berlin, Deutschland
  • 6Zentrales Forschungsinstitut der KBV für das ambulante Gesundheitswesen Berlin, Berlin, Deutschland
  • 7Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland

Fragestellung:

Die Vorsorge-Koloskopie (VK) stellt auch 2015 den Goldstandard der Darmkrebsvorsorge dar. Sie ist das zuverlässigste Verfahren zur Vorbeugung und Früherkennung des kolorektalen Karzinoms. Seit 2002 ist sie Bestandteil des Vorsorgeprogramms in Deutschland. Seit 2005 haben wir in insgesamt 10 Studien im Rahmen des Berlin Colonoscopy Projects (BECOP) mit mehr als 18.000 Patienten an der Charité die Frage untersucht, inwieweit die unterschiedlichsten Arzt-, Patienten- und Materialbezogenen Parameter die Qualität der VK beeinflussen.

Methodik:

Die Qualität der VK wird am besten durch die Adenom-Detektionsrate (ADR) festgelegt. Die substantielle Variabilität der ADR zwischen verschiedenen Endoskopikern spiegelt verschiedene Erfahrung, Fertigkeiten und Endoskop-Ausrüstung wider. Hierbei wurden auch die neuen Strukturverstärkungstechniken wie NBI, FICE und IScan in prospektiven Studien evaluiert. Die Komplikationen wurden ebenfalls prospektiv mit einem Audit und Patientenfragebögen erfasst, ebenso die Einhaltung der Angemessenheitskriterien.

Ergebnisse:

Die Qualität der VK wird vor allem durch die individuellen Faktoren der Koloskopiker, wie zum Beispiel die Fortbildungsaktivitäten und die Instrumenten-Qualität beeinflusst. Das jährliche VK-Fallvolumen und die Lebenszeit-Erfahrung spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. Beständigere Qualität ("Stromlinien-Effekt") besteht bei Untersuchern mit hohem Untersuchungsvolumen (> 500 VK pro Jahr). Bei Hoch-Volumen-Endoskopikern war die Rückzugszeit weniger gut korrelierbar mit der ADR. Bei Niedrig-Volumen-Endoskopikern hingegen spielt die Rückzugszeit eine signifikante Rolle. Patienten-Faktoren, wie Geschlecht, Alter und Kolon-Reinigung sind ebenfalls signifikant für die ADR. Die Komplikationsrate im Vergleich zu den Zahlen des ZI der KBV ist dreimal so hoch bei Durchführung eines Audits und doppelt so hoch bei anschließender Befragung der Patienten. Wie unsere prospektiven Daten zeigen, ist zur effektiven Nutzung der VK-Ressourcen die Beachtung der Angemessenheitskriterien des "European Panel for the Appropriateness of Gastrointestinal Endoscopy (EPAGE)" oder der ASGE unbedingt erforderlich.

Schlussfolgerung:

Von den VK-Qualitätsparametern werden nur die Zökum-Intubationsrate und die ADR in der zentralen Erfassungsdatei beim Zentralinstitut der KBV zuverlässig dokumentiert. Die Qualität der technischen Ausrüstung findet hierbei keine Beachtung. Auch Daten zu den Komplikationen sollten angemessen mithilfe eines prospektiven Audits erfasst werden, um den Sicherheitsstandard dieser invasiven Maßnahme zu gewährleisten. Die Fortbildungsaktivitäten der Endoskopiker sollten ebenfalls adäquat unterstützt werden. Zur Einsparung von Ressourcen sollten sich die Koloskopiker immer strikt an die internationalen Angemessenheitskriterien für die VK halten.