Endoskopie heute 2015; 28 - FV13
DOI: 10.1055/s-0035-1545005

Autologe Stuhltransplantation: eine neue Methode zur Behandlung der Diversionskolitis?

M Tiller 1, I Iesalnieks 2, W Schepp 1, F Gundling 1
  • 1Städtisches Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und onkologische Gastroenterologie, München, Deutschland
  • 2Städtisches Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland

Fragestellung:

Die Diversionskolitis ist eine häufige, meist asymptomatische Erkrankung, bei der es nach operativer Anlage eines Ileo- oder Colostomas zu einer entzündlichen Veränderung der Schleimhaut in den abgehängten Darmabschnitten kommt, nachdem der Fäkalstrom durch die Ausleitung nach außen unterbrochen wurde. Die Pathogenese der entzündlichen Veränderungen ist bis heute nicht komplett verstanden, eine Störung der bakteriellen Flora in den betroffenen Darmabschnitten scheint jedoch eine zentrale Rolle zu spielen. Zwar bleibt Diversionscolitis häufig asymptomatisch, in 30 – 38% der Fälle kommt es dennoch zu Beschwerden. Gesicherte Therapieempfehlungen liegen bis heute nicht vor, zur Anwendung kommen lokal applizierte Therapeutika, wie 5-ASA, kurzkettige Fettsäuren, Cortison aber auch die systemische Gabe von Antibiotika.

Faekale mikrobielle Transplantation (FMT) wurde zuletzt in mehreren Publikationen als effektive Therapie zur Behandlung verschiedener Erkrankungen des Dickdarms, wie beispielsweise die rezidivierende Clostridienenteritis, beschrieben. Da die Störung der mikrobiellen Flora eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Diversionscolitis spielt, erscheint die Transplantion von Eigenstuhl ein sinnvoller Therapieansatz zu sein.

Methodik:

Wir berichten über eine 75-jährige Patientin, mit einem endständigen Colostoma bei Zustand nach zahlreichen Voroperationen in Folge von chronischer Obstipation. Die Patientin litt an rezidivierenden Tenesmen sowie ausgeprägten rektalen Schmerzen. Die Diagnose Diversionscolitis wurde endoskopisch gestellt und histologisch bestätigt. Eine lokale Therapie mit 5-ASA-Präparaten, Steroiden und Antibiotika hatte zu keiner Besserung geführt. Zur FMT wurde der Stuhl über den Colostomabeutel gewonnen und in üblicher Form aufbereitet. Anschließend wurde die Suspension endoskopisch auf die Schleimhaut der ausgeschalteten Darmabschnitte aufgebracht. Diese Prozedur wurde 3mal in 4 Wochen durchgeführt.

Ergebnisse:

5 Tage nach erstmaliger Behandlung kam es bereits zu einer deutlichen Symptombesserung. 3 Wochen nach Therapiebeginn hatte sich die endoskopische sichtbare Colitis ebenso wie die klinischen Beschwerden nahezu komplett zurückgebildet.

Schlussfolgerung:

Wir beschreiben erstmals den Einsatz einer autologen FMT zur Behandlung der Diversionscolitis. Diese Therapie scheint insbesondere bei bis dahin unzureichendem Ansprechen auf Standardtherapien eine sinnvolle Alternative darzustellen. Problematisch ist sicherlich die Notwendigkeit der wiederholten, ggf. auch dauerhaften Behandlung. Hier könnte bspw. eine durch den Patienten selbst durchführbare Methode Anwendung finden, wie sie zuletzt auch für Patienten mit rekurrierender Clostridium difficile beschrieben wurde. Weitergehende insbesondere auch prospektive Studien sind notwendig um das Verfahren zu etablieren.