Hintergrund: Die Endophthalmitis ist eine seltene, jedoch schwerwiegende Komplikation nach Kataraktextraktion.
Bemühungen die Risiken zu minimieren sind daher angezeigt. Seit 2012 besteht eine
„European Observatory Study Group“, die sich zum Ziel setzte „practice pattern“ im
zeitlichen Verlauf zu beobachten und im internationalen Vergleich darzustellen.
Methoden: 490 Ophthalmochirurgen aus 9 europäischen Staaten wurden durch ein unabhängiges Institut
(Stethos, Sèvres, France, Mai – Juli 2014) zur Vorgehensweise bei Katarakteingriffen
befragt. Grundvoraussetzungen der Teilnahme waren > 5 Jahre chirurgische Praxis sowie
> 150 Katarakteingriffe/Jahr. In einer standardisierten Erhebung wurden 37 Fragen
u.a. zu chirurgischem Vorgehen und prä-, peri- sowie postoperativen Maßnahmen der
Infektionsprophylaxe gestellt.
Ergebnisse: Von 490 befragten Operateuren wurden ca. 255.000 Katarakteingriffe/Jahr durchgeführt.
Der überwiegende Teil der Chirurgen wies eine Tätigkeitsdauer von ca. 17 Jahren mit
durchschnittlich 520 Eingriffen/Jahr auf. Bezgl. der perioperativen, anti-mikrobiellen
und antientzündlichen Maßnahmen stellen sich erhebliche Unterschiede dar. Während
bereits präoperativ in NL und Italien (je 52%) sowie Spanien (38%) topische Antibiotika
appliziert werden, erfolgt dies in Schweden (0) und UK (3%) praktisch nicht. Die präoperative
Antisepsis wird dagegen international vergleichbar (mit PVP-Jod) von 88–100% der Chirurgen
durchgeführt (Schweden = 73% mit Chlorhexidin). Intrakamerale Antibiotika werden in
allen Ländern deutlich zunehmend, v.a. in Schweden (100%), Spanien (94%), Frankreich
(85%) und Belgien (83%) verwendet – in NL (55%) und Deutschland (43%) deutlich seltener.
Während in Schweden keinerlei postoperative Antibiose erfolgt, sind in allen anderen
Ländern Fixkombinationen (Steroid/Antibiotikum) oder Antibiotika in verschiedenen
Kombinationen „Standard“.
Schlussfolgerungen: Die perioperativen Maßnahmen bei Kataraktextraktion weisen eine erhebliche Variabilität
auf. Eine Bewertung und Korrelation der unterschiedlichen Praktiken zur Endophthalmitisprophylaxe
ist in den meisten Ländern durch fehlende Erhebung der Infektionskomplikationen schwierig.
Einzig Schweden weist mit einem konsequenten Präventionsstandard und Melderegister
eine bemerkenswerte Ausnahme dar.