Aktuelle Neurologie 2014; 41(07): 404-408
DOI: 10.1055/s-0034-1387207
Übersicht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Dopaminagonisten-Entzugssyndrom beim Morbus Parkinson

Dopamine Agonist Withdrawal Syndrome in Parkinsonʼs Disease
M. Löhle
1   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
,
A. Storch
1   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
2   Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Dresden
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. September 2014 (online)

Preview

Zusammenfassung

Dopaminagonisten sind heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der medikamentösen Therapie früher und fortgeschrittener Stadien des idiopathischen Parkinson-Syndroms. Die Behandlung mit Dopaminagonisten kann bei Parkinson-Patienten jedoch auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Insbesondere im Fall des Auftretens von Impulskontrollstörungen kann ein Absetzen der Behandlung mit Dopaminagonisten unumgänglich sein, wobei es jedoch zu einem sog. Dopaminagonistenentzugssyndrom (engl. dopamine agonist withdrawal syndrome, DAWS) kommen kann, dessen Auftreten in einer Dosis-Wirkungs-Beziehung zur vorherigen Einnahme von Dopaminagonisten steht. Dieses DAWS ist durch nicht-motorische, überwiegend psychiatrische Symptome gekennzeichnet, zu denen unter anderem Angst, Panikattacken, Depression, Agitiertheit, aber auch orthostatische Hypotension, Übelkeit, Schwitzen und generalisierte Schmerzen zählen, und kann mit erheblichen psychosozialen Konsequenzen für betroffene Patienten einhergehen. Wesentliche Risikofaktoren für das Auftreten eines DAWS stellen vorausgehende Impulskontrollstörungen sowie hohe Dosierungen an dopaminergen Substanzen dar. Ausprägung und Prognose des DAWS sind sehr variabel, in einigen Fällen können die Symptome jedoch so stark ausgeprägt aus, dass der Absetzversuch abgebrochen und die Vorbehandlung mit Dopaminagonisten fortgesetzt werden muss, wodurch es zu einer Chronifizierung von Impulskontrollstörungen kommen kann. Da bislang keine Behandlungsmöglichkeiten für das DAWS existieren, sollte einer Behandlung mit Dopaminagonisten immer eine ausführliche Aufklärung der Patienten vorausgehen. Darüber hinaus kommen der Früherkennung von Entzugssymptomen und der Vermeidung von unnötigen Therapieunterbrechungen entscheidende Bedeutung bei der Prävention des DAWS zu.

Abstract

Dopamine agonists nowadays play an important role for pharmacological treatment in early and late stages of Parkinson’s disease. However, treatment with dopamine agonists in Parkinson’s disease patients may also be complicated by unwanted side effects. Especially in case of impulse control disorders, a withdrawal of dopamine agonists may become inevitable, which may result in a dopamine agonist withdrawal syndrome (DAWS) that correlates to prior dopamine agonist intake in a dose-dependent manner. DAWS is characterized by non-motor, predominantly psychiatric symptoms, including anxiety, panic attacks, depression, agitation, but also orthostatic hypotension, nausea, diaphoresis and generalized pain, and may have serious psychosocial consequences for affected patients. Major risk factors for DAWS are preceding impulse control disorders and high intake of dopaminergic agents. Severity and prognosis of DAWS are highly variable, but in some cases symptoms can be so pronounced that the withdrawal needs to be stopped and treatment with dopamine agonists has to be restarted, which can result in chronic impulse control disorders. Since there are currently no treatment options for DAWS, initiation of treatment with dopamine agonists should always be preceded by informed consent of the patient. Moreover, early recognition of withdrawal symptoms and avoidance of unnecessary treatment disruptions are decisive for the prevention of DAWS.