ergopraxis 2014; 7(04): 39
DOI: 10.1055/s-0034-1373758
praxisprofi
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Mittendrin statt nur dabei

Simone Gritsch

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Publication Date:
31 March 2014 (online)

Erstaunlich lange hielt ich an der Meinung fest: „Facebook bringt nichts und kostet nur Zeit.“ Bis ich im Sommer 2012 den Auftrag bekam, eine Seite für Ergotherapeuten ins Leben zu rufen. Ich legte mir einen privaten Account zu – selbstverständlich nur für die Administration der eigentlichen Seite. Pfeifendeckel. Plötzlich hat das Ganze Spaß gemacht. Mein Netzwerkerherz schlug höher, Kontakte zu pflegen und zu knüpfen war auf einmal so einfach. Nachrichten kannte ich, bevor sie in der Zeitung standen und fachliche Diskussionen konnte ich in geschlossenen Gruppen führen, anstatt sie mir mühsam für die nächste Fortbildung aufzuheben.

Die Seite, die ich seit anderthalb Jahren betreue, heißt „Thieme liebt Ergotherapeuten“. Sie erlaubt es mir, Ergotherapeuten auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen, sie regelmäßig zu informieren, fachlichen Austausch anzuregen und den Kontakt zu pflegen. Praxisinhabern unterstelle ich dieselben Interessen, wenn es um Patienten geht. Selbstverständlich kann man das auch im persönlichen Kontakt leisten, einen Tag der offenen Tür organisieren oder Flyer und Anzeigen drucken lassen. Aber was geschieht in der Zeit, in der der Patient nicht in der Praxis ist und keinen Flyer in der Hand hält? Dann ist er mit großer Wahrscheinlichkeit im Netz unterwegs. Zumindest trifft das in Deutschland auf etwa 77 Prozent der Erwachsenen ab 14 Jahren zu, und zwar für drei Stunden täglich. Selbst 30 Prozent der über 70-Jährigen wissen das World Wide Web zu schätzen.

Angenommen, jemand hält zum ersten Mal eine Verordnung für Physiotherapie in den Händen und begibt sich auf die Suche nach einer Praxis. Vielleicht gibt er bei Google „Physiotherapiepraxis“ und „München“ ein. Die Suchergebnisse führen ihn dann in der Regel zu mehr oder weniger ansprechenden und vertrauenerweckenden Homepages. Therapeuten, die zusätzlich mit ihrer Praxis auf Facebook unterwegs sind, können sich im nächsten Schritt über regelmäßige Posts immer wieder ins Gedächtnis von Patienten, Angehörigen oder Kollegen rufen. Mit etwa 26 Millionen Mitgliedern ist es immerhin das größte soziale Netzwerk in Deutschland.

Sie fragen sich, wann Sie auch noch in den sozialen Medien unterwegs sein sollen? Gegenfrage: Möchten Sie sich überhaupt Zeit für Öffentlichkeitsarbeit nehmen?

Welcher Weg einen künftigen Patienten zu Ihnen führt, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass er einen Weg findet. Nutzen Sie die Chance, diesem künftigen Patienten eine Station zu bieten, an der er gern verweilt. Denn: Plätze, die einem gefallen, besucht man gern wieder. Auch online.

Damit wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Eintauchen in die Social-Media-Welt – der Kontakt zu den Kollegen auf den nächsten Seiten ist übrigens über Facebook entstanden.

Ihre

Simone Gritsch

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Nutzen Sie Facebook, Twitter & Co. in der Praxis?