Endoskopie heute 2014; 27 - P22
DOI: 10.1055/s-0034-1371057

Endoskopie bei Patienten nach Herz- und/oder Lungentransplantation: Keine erhöhte Komplikationsrate

N Cieplik 1, H Lenzen 1, A Negm 1, A Elkharsawi 1, C Bara 2, J Gottlieb 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Innere Medizin, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Hannover, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pneumologie, Hannover, Deutschland

Fragestellung:

Gastrointestinale Komplikationen nach Herz- oder Lungentransplantationen sind häufig und erfordern meistens endoskopische Untersuchungen. Die Einschätzung von möglichen Komplikationen durch eine Endoskopie ist für die Indikationsstellung, Durchführung und das Komplikationsmanagement von großer Bedeutung.

Ziel:

Ziel dieser Untersuchung war es daher, die Anzahl und Art von Komplikationen während endoskopischer Eingriffe bei Patienten vor und nach Herz- (HTx) und/oder Lungentransplantation (LuTx) zu analysieren.

Methodik:

Retrospektive Analyse (05/1999 bis 09/2012) von Patienten nach HTx und/oder LuTx sowie Patienten auf der HTx- oder LuTx- Warteliste (prä-HTx und prä-LuTx) im Hinblick auf endoskopische Komplikationen (Blutung, Perforation, Pankreatitis, Cholangitis, starke Schmerzen, Sepsis, Aspiration) im Rahmen von Gastroskopie-, Koloskopie-, Rektosigmoideoskopie-, PTCD-, ERCP-, und Endosonografie-Untersuchungen. Als Kontrollgruppe wurden 529 Patienten in einem vergleichbaren Zeitraum und entsprechender endoskopischer Untersuchung ausgewählt.

Ergebnis:

Insgesamt wurden 245 Endoskopien bei 91 HTx-Patienten (mittl. Alter 59 Jahre, 81% männlich (m)), 214 Untersuchungen bei 84 LuTx-Patienten, (mittl. Alter 45 Jahre, 56% m) sowie 213 Endoskopien bei 160 prä-HTx- und prä-LuTx-Patienten (mittl. Alter 52 Jahre, 88% m, bzw. 44 Jahre, 61% m) ausgewertet. Bei den Kontrollpatienten erfolgten 805 endoskopische Untersuchungen bei 519 Patienten (mittl. Alter 56 Jahre, 61% m). Die Anzahl an Interventionen bei endoskopischen Untersuchungen war zwischen den einzelnen Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. In der LuTx-Gruppe lag dieser bei 26% (n = 56), in der HTx-Gruppe bei 32% (n = 79) und in der prä-LuTx- und prä-HTx-Gruppe bei 27% (n = 43) und 21% (n = 11). In der Kontrollgruppe waren es 24% (n = 195). Komplikationen traten insgesamt in jeweils 1% der endoskopischen Untersuchungen bei HTx-Patienten (2/245, 1%) und LuTx-Patienten (2/214, 1%) auf und waren damit nicht häufiger im Vergleich zu Kontrollpatienten (10/805; 1%) (p = 0,60 bzw. p = 0,47). Bei den prä-HTx- und prä-LuTx-Patienten traten keine Komplikationen auf. Die zwei Komplikationen bei HTx-Patienten waren jeweils Blutungen nach Mukosektomie bei Barrett-Ösophagus im Rahmen einer Gastroskopie-Untersuchung. Bei LuTx-Patienten traten eine Aspiration im Rahmen einer Gastroskopie und eine Pankreatitis nach ERCP auf. Kein Patient erlitt eine lebensbedrohliche Komplikation.

Schlussfolgerung:

Komplikationen während endoskopischer Eingriffe bei Patienten nach HTx oder LuTx treten nicht häufiger als bei Kontrollpatienten auf. Daher ist die diagnostische und therapeutische Endoskopie bei HTx- und LuTx-Patienten sicher und entspricht unter Berücksichtigung des individuellen Risikos die der nicht-transplantierten Patienten.