Endoskopie heute 2014; 27 - P21
DOI: 10.1055/s-0034-1371056

Blutung in der Notaufnahme: Warme Jacke, Winterreifen und Lampe für den Endoskopienotdienst

H Lenzen 1, LE Musmann 1, S Ernst 2, C Vogel 2, B Schönemeier 1, T Köhnlein 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Innere Medizin, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Biometrie, Hannover, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pneumologie, Hannover, Deutschland

Fragestellung:

Gastrointestinale Blutungen (GIB) gehören zu den häufigsten gastroenterologischen Notfällen. Mit einer Letalität von 5 – 10% sind sie eine ernstzunehmende Komplikation in der Notaufnahme. Ein Zusammenhang mit dem Wetter, Jahreszeit und Tageszeit wurde bisher in Deutschland nicht untersucht.

Ziel:

Ziel dieser Untersuchung war es, saisonale, diurnale und meteorologische Einflüsse auf die Inzidenz der oberen und unteren gastrointestinalen Blutung in der Zentralen Notaufnahme der Medizinischen Hochschule Hannover zu untersuchen.

Methodik:

Von 01/2007 bis 12/2012 werteten wir retrospektiv die Daten von notfallmäßigen Patientenvorstellung der Notaufnahme im Hinblick auf Anzahl und Art gastrointestinaler Blutungen in Abhängigkeit von der Jahreszeit, Tageszeit und Wetter (u.a. Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit, Niederschlagshöhe, Sonnenscheindauer, Tages-Temperaturdifferenzen) aus. Eine gastrointestinale Blutung war definiert als das Vorhandensein klinischer Blutungszeichen (Hämatemesis, Meläna, Hämatochezie).

Ergebnis:

In dem 6-Jahres Zeitraum stellten sich von den insgesamt 45458 internistischen Patientenkontakten 578 (1,27%) Patienten mit einer GIB in der Notaufnahme vor. Von den 578 Patienten mit einer GIB waren 62% männlich, im Vergleich zu 55% aller Patientenvorstellungen in der ZNA (Chi2 p = 0,0002). Patienten mit einer GI-Blutung waren im Mittel um 4,4 Jahre älter als der Durchschnitt (2,76; 5,98, t-test p < 0,001). 303 (52%) Patienten hatten eine obere GI-Blutung (OGIB), 138 (24%) eine untere GI-Blutung (UGIB) und 137 (24%) wurden bei stabiler Labor- und Kreislaufsituation initial nicht endoskopiert. Frauen hatten ein niedrigeres Risiko für eine OGIB als Männer (odds ratio 0,647, 95% CI 0,51 – 0,82; p = 0,0009). Bezüglich der Wetterparameter zeigte sich keine Signifikanz. Im logistischen Regressionsmodell waren neben einem höheren Alter (p < 0,0001) und männlichen Geschlecht (p = 0,0005) die Wintermonate (Dezember bis Februar) (p = 0,003) mit einem höheren Risiko für eine GIB assoziiert. Im Tageszeitenverlauf war das Risiko einer GIB bei Vorstellungen in der Nacht (0 – 8 Uhr) gegenüber abends (16 – 24 Uhr) um 1,35-fach erhöht (95% CI 1,06 – 1,7; p = 0,001). Während im Tageszeitenverlauf eine Vorstellung in der Notaufnahme zwischen 0 – 8 Uhr mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer GIB assoziiert war, sprachen Notfallvorstellungen tagsüber (8 – 16 Uhr) eher für eine Risikoreduktion (p = 0,0002).

Zusammenfassung:

Die Vorstellung von Patienten mit einer gastrointestinalen Blutung in der Notaufnahme zeigt eine geschlechtsspezifisch, saisonal und tageszeitlich unterschiedliche Verteilung mit einer Häufung in den Wintermonaten und in der Nacht. Dies sollte bei Abwägung eines möglichen endoskopischen Notfalleingriffs und bei der Besetzung des Endoskopiedienstes in Betracht bezogen werden.