Endoskopie heute 2014; 27 - P10
DOI: 10.1055/s-0034-1371045

Endoskopische Sphinkterotomie: Risikoprofil in einem lebertransplantierten Patientenkollektiv

A Hüsing 1, S Beckebaum 1, VR Cicinnati 1, C Wilms 1, M Maschmeier 1, HH Schmidt 1, I Kabar 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland

Fragestellung:

Die Therapie biliärer Komplikationen nach einer Lebertransplantation (LT) erfolgt meist interventionell mittels endoskopischer retrograder Cholangiopancreaticografie (ERCP). Therapeutische Eingriffe an den Gallenwegen erfordern häufig eine endoskopische Sphinkterotomie (EST).

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Komplikationen der EST in einem lebertransplantierten Patientenkollektiv.

Ziel:

Das Ziel dieser Arbeit war es, das Komplikationsprofil einer EST bei Patienten nach einer Lebertransplantation zu evaluieren.

Methodik:

Wir führten eine retrospektive Datenanalyse von ERCP-Untersuchungen am Universitätsklinikum Münster durch. Konsekutiv wurden 157 Patienten eingeschlossen, die eine EST im Rahmen einer ERCP nach erfolgter Lebertransplantation erhalten hatten.

Ergebnis:

Insgesamt traten 24 Komplikationen auf (Morbidität: 15,3%): 9 Patienten (5,7%) entwickelten eine Post-ERCP-Pankreatitis (PEP). Eine Post-ERCP-Blutung trat bei 6 Patienten (3,8%) auf. 8 Patienten entwickelten klinische bzw. laborchemische Anzeichen einer Infektion (5,1%). Eine Perforation wurde bei einem einzigen Patienten beobachtet (0,6%).

Interessanterweise zeigte sich bezüglich der Komplikationsrate kein Unterschied zwischen der Patientengruppe, die eine konventionelle und der, die eine Precut-Sphinkterotomie erhalten hatte (p = 0,62016). Das Pankreatitisrisko zeigte sich innerhalb des Untersuchungszeitraumes nach 2007 rückläufig (p = 0,02690).

Das Risiko einer PEP war mit 5,7% ähnlich dem in der Literatur für Nichttransplantierte angegebenen (5 – 7%), wohingegen das Blutungsrisiko in unserer Studie höher lag (3,8% versus ca. 2%). Ursächlich hierfür könnte die durch postoperative Verwachsungen bei Lebertransplantierten veränderte duodenale Anatomie mit einer erschwerten Schnittführung bei einer EST sein. Außerdem zeigte sich das Risiko für infektiöse Komplikationen in unserer Studie erhöht. Dies ist am ehesten auf die Immunsuppression sowie auf die Komplexität biliärer Komplikationen nach LT zurückzuführen.

Interessant war das rückläufige Pankreatitisrisiko im Zeitverlauf seit dem Jahr 2007, am ehesten zu erklären als Effekt der konsequenten PEP-Prophylaxe mittels NSAR-Gabe.

In der Subgruppenanalyse ergab sich bezüglich der Komplikationsrate kein Unterschied zwischen der konventionellen Sphinkterotomie und der Precut-Sphinkterotomie.

Schlussfolgerung:

Sowohl die konventionelle endoskopische Sphinkterotomie als auch die Precut-Sphinkterotomie stellen sichere Verfahren im Rahmen des endoskopischen Managements biliärer Komplikationen nach einer LT dar.