Endoskopie heute 2014; 27 - P9
DOI: 10.1055/s-0034-1371044

Zusammenhang zwischen Vorschubkräften und resultierenden Drücken bei der Bougierung im Ösophagus

V Becker 1, M Bajbouj 1, H Feussner 2, RM Schmid 1, A Meining 1, A Schneider 2
  • 1Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, II Med. Klinik, München, Deutschland
  • 2Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Forschungsgruppe MITI, München, Deutschland

Fragestellung:

Die Bougierungstherapie stellt eine etablierte Therapieform benigner und maligner Stenosen der Speiseröhre dar. Die schwerwiegendste Komplikation stellt die Perforation des Ösophagus dar. Sie wird mit 0,5 – 1,0% der Fälle angegeben. Zur Vermeidung dieser ist nach Angabe der DGVS die Einschätzung des Vorschubwiderstands durch den Endoskopiker entscheidend. Dies erfolgt bisher ausschließlich subjektiv. Objektive Kriterien existieren nicht; für Ausbildung und Lehre gibt es keine geeigneten Modelle.

Um die Auswirkungen der aufgebrachten Vorschubkraft bei einem Bougierungsvorgang zu messen, wurde ein experimentelles klinisch/technisches Setting entwickelt, mit welchem die Zusammenhänge von Bougiegröße, Vorschubkraft und resultierendem Druck auf die Stenose untersucht werden können.

Ziel:

Ziel der Studie ist die Erfassung der geschwindigkeitsabhängigen Vorschubkraft bei der Bougierung von Ösophagusstenosen. Anhand der gewonnenen Daten soll in Zukunft eine objektive Einschätzung der maximal anzuwendenden Vorschubkraft (vektorielles Drehmoment) möglich werden.

Methodik:

Die Bougierung erfolgte mit Savary-Gilliard-Dilatatoren über einen steifen Führungsdraht. Es wurde ein Standard-Bougie-Set besteht aus konisch zulaufenden PVC-Bougies von 15 – 60 French Durchmesser verwendet.

Modell:

Ein artifizielles Ösophagusmodell mit einer im Schweregrad adaptiven Stenose wurde mit Dilatoren unterschiedlichen Durchmessers (30, 33, 39Fr.) über eine mechanische Vorschubmaschine, welche in der Messachse mit einem digitalen Kraftmessgerät ausgestattet ist, dilatiert. Die Position und Geschwindigkeit der Vorschubmaschine, respektive dem Dilator, wurde mit einem elektromagnetischen Trackingsystem ermittelt. Die Simulation der Stenose wurde über eine Druckmanschette realisiert, welche mit unterschiedlichen Drücken von 0 bis 140 mmHg beaufschlagt wurde.

Während der Bougierung wurden mit einer dedizierten Software simultan die Drücke in der Stenose, die Vorschubkräfte, sowie die Position und die Geschwindigkeit der Vorschubmaschine aufgezeichnet.

Patientenstudie:

Der jeweilige Bougie wurde auf ein Kraft-Messgerät mit Trackingsystem aufgesetzt, das zusammen mit dem Bougie manuell vorgeschoben wurde. Zur Festlegung der Vorschubrichtung wurde eine speziell angefertigte Gleitschiene verwendet. Kraft und Positionsdaten wurden zeitgleich erfasst und online ausgelesen.

Ergebnis:

Erstmalig konnte übereinstimmend im artifiziellen Modell und in einer Patientenstudie ein klarer Zusammenhang zwischen Vorschubkraft und -geschwindigkeit und resultierenden Drücken in der Stenose ermittelt werden. Abhängig von der Genese der Stenose konnten unterschiedliche Vorschubkräfte registriet werden. Die Ergebnisse der Studie könnten in Zukunft Maximalwerte für Vorschubkräfte definieren und damit die Patientensicherheit verbessern.