Endoskopie heute 2014; 27 - P8
DOI: 10.1055/s-0034-1371043

Vergleich von Sicherheit und Nutzen der Endoskopischen Multiband-Mukosektomie mit der Endoskopischen Submukosadissektion in der Therapie präkanzeröser Läsionen und intraepithelialer Karzinome des Ösophagus

M Ellrichmann 1, H Yi 2, Y Mou 2, S Schreiber 1, C Tang 2, B Hu 2, A Arlt 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Interdisziplinäre Endoskopie, Klinik für Innere Medizin I, Kiel, Deutschland
  • 2West China Hospital, University of Sichuan, Department of Gastroenterology, Chengdu, China, Volksrepublik

Fragestellung:

Weltweit stellt das Ösophaguskarzinon die 6. häufigste maligne Erkrankung dar. Nur ein geringer Anteil der Patienten wird im Frühstadium diagnostiziert und ist einer endoskopischen Intervention zugängig. Resektionstechniken umfassen die Endoskopische Submukosadissektion (ESD) und die Endoskopische Multiband-Mukosektomie (MBM). Sicherheit und Nutzen der beiden Verfahren im direkten Vergleich ist bisher nicht ausreichend untersucht.

Ziel:

Direkter Vergleich der Sicherheit und Effektivität von ESD vs. MBM zur Therapie präkanzeröser Läsionen (HGIEN) und intraepithelialer Karzinome (IEC) des Ösophagus.

Methodik:

Zwischen September 2011 und März 2012 wurden 56 Patienten mit IEC (m1, m2, m3) und HGIEN in die Studie eingeschlossen. Die ESD-Gruppe umfasste 36 Patienten, die MBM-Gruppe 20 Patienten. Primär ausgewertet wurden die Interventionszeit, kurz- und langfristige Komplikationsrate sowie Rezidivrate nach einem Follow-up (FU) von 12 Monaten.

Ergebnis:

Es zeigte sich kein Unterschied in der Alters- und Geschlechtsverteilung zwischen beiden Gruppen, ebenso fielen keine Veränderungen in der Größe (< 2 cm; 2 – 3 cm; > 3 cm) und der Lokalisation (oberer, mittlerer, unterer Ösophagus) der Läsionen auf (jeweils p > 0,05). In der präoperativen Histologie wurde in der ESD-Gruppe eine HGIEN bei 32 Patienten und ein IEC bei 3 Patienten nachgewiesen. In der MBM-Gruppe zeigten sich 18 HGIEN und 2 IEC.

Die Resektionszeit war in der MBM-Gruppe mit 22,0 min (18 – 24,5) signifikant kürzer als in der ESD-Gruppe 58,5 min (43,5 – 75,0) (p < 0,001). Eine Enbloc-Resektion war in 100% der Fälle (36/36) durch ESD aber nur in 95% (19/20) durch MBM möglich (p > 0,05).

Blutungen ließen sich nicht nachweisen, in beiden Gruppen kam es zu jeweils einer Perforation (2,8% ESD; 5% MBM; p > 0,05). In der ESD-Gruppe ließ sich bei 3 Patienten (8,3%) eine postinterventionelle Infektion nachweisen, keine Infektionen wurden in der MBM-Gruppe beobachtet. Die postinterventionelle Mortalität lag bei 0% für beide Gruppen.

Im Verlauf des FU kam es bei 3 Patienten (15%) nach MBM zu einer therapiebedürftigen Ösophagusstenose, 0/36 nach ESD, p < 0,04. Ein Lokalrezidiv wurde bei 1 Patienten (5%) nach MBM und bei 2 Patienten (5,6%) nach ESD diagnostiziert (p > 0,05).

Diskussion:

ESD und MBM sind effektive und sichere Resektionsverfahren zur Therapie HGIEN und IEC des Ösophagus. MBM scheint mit einer erhöhten Rate an postinterventionellen Ösophagusstenosen assoziiert zu sein, weitere Komplikationen sind nicht signifikant unterschiedlich. Im Vergleich zur ESD ist die MBM mit einer deutlich geringeren Interventionszeit und somit geringeren Kosten verknüpft. Zur Sicherung einer Enbloc-Resektion sollte die MBM für Läsionen < 2 cm vorbehalten bleiben.