Endoskopie heute 2014; 27 - FV12
DOI: 10.1055/s-0034-1371034

Antibiotika-Therapie bei Leckagen im oberen Gastrointestinalen Trakt: Mikrobiologische Analyse von Sekret aus den Insuffizienzhöhlen sichert effektives antibiotisches Management

TJ Erichsen 1, H Lenzen 1, AA Negm 1, FA Helfritz 2, N Emmanouilidis 2, RP Vonberg 3, MP Manns 1, TO Lankisch 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Deutschland

Fragestellung:

Die Behandlung von postoperativen Leckagen nach Operation im oberen gastrointestinalen Trakt ist eine therapeutische Herausforderung mit hoher Mortalität. Neben einer endoskopischen Diagnostik und Therapie erfolgt stets eine empirische, ungezielte antibiotische Behandlung.

Ziel:

Ziel dieser Studie war die mikrobiologische Untersuchung von Sekret aus der Leckage im Vergleich zu Blutkulturen und deren Einfluss auf das Antibiosemanagement.

Methodik:

In dieser Studie wurden während endoskopischer Eingriffe von 06/2011 bis 06/2013 bei 17 Patienten mit endoskopisch nachgewiesener Nahtinsuffizienz Sekret aus der Leckage sowie Blutkulturen gewonnen und mikrobiologisch untersucht. Zusätzlich erfolgte die Erfassung von klinischen und laborchemischen Parametern am Tage der Sekretgewinnung.

Ergebnis:

Bei 17 Patienten (14 Männer) zeigten sich bei allen eine deutliche Erhöhung des C-reaktiven Proteins (Median 211 mg/l, Intervall 152 – 236 mg/l), bei 10 Patienten fiel zusätzlich eine Leukozytose (59%, Median 12,8 Tsd./µl, Intervall 8,2 – 18,4 Tsd./µl) sowie bei 5 Patienten auch Fieber (29%) auf. Bei 15 Sekreten zeigte sich eine Keimbesiedlung, wobei alle parallel entnommenen Blutkulturen steril blieben. Die häufigsten Keime waren Candida spp. (93%), gefolgt von Enterococcus spp. (40%) und Staphylococcus spp. (30%). Bei allen Patienten erfolgte schon vor dem Nachweis einer Leckage (im Durchschnitt 9 (Intervall 4 – 16) Tage nach Operation) eine empirische Antibiotikatherapie, die in 12 Fällen nach der Diagnose der Leckage noch eskaliert wurde. Die mikrobiologische Analyse des Sekrets führte zu einer Änderung der Antibiosebehandlung in allen Fällen. In 14 von 15 Patienten (93%) mit Candida-Nachweis wurde eine antimykotische Behandlung begonnen.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit Insuffizienz nach postoperativem Eingriffen auf Intensivstation ist die Keimbesiedlung der Leckagehöhlen sehr häufig. Nur die mikrobiologische Analyse des Sekrets, nicht aber die Blutkultur, sichert den Keimnachweis und damit die Möglichkeit einer effektiven antibiotischen und antimykotischen Therapie. Aufgrund des Nachweises von Candida bei fast allen Patienten mit Leckage sollte an eine frühe antimykotische Therapie gedacht werden.