ergopraxis 2014; 7(01): 46-48
DOI: 10.1055/s-0034-1365862
profession & perspektiven
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10 January 2014 (online)

Antwort des Monats – Wie entsteht Schluckauf?

Luft anhalten, sich erschrecken, Kopfstand machen – Tipps gegen Schluckauf gibt es viele. Laut aktueller Wissenschaft hilft aber nur, den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft zu erhöhen, zum Beispiel durch das Atmen in eine Papiertüte. Das schwächt den Schluckauf ab, oder er hört sogar ganz auf. Doch wie kommt es überhaupt zu dem nervigen Hicksen?

Auslöser sind oft Alkohol oder hastiges Essen. Darauf reagiert der Nervus phrenicus empfindlich. Auch kohlensäurehaltige Flüssigkeiten, kalte oder heiße Speisen und Getränke können den Nerv reizen. Kommt es zu solch einem Reiz, leiten Sympathikusfasern, afferente Bahnen des N. phrenicus und des N. vagus diesen zum Hirnstamm weiter. Reflexartig entsteht der Singultus, das Zwerchfell zieht sich krampfartig zusammen und Luft strömt in die Lungen. Etwa 35 Millisekunden nach der Muskelkontraktion verschließt sich die Stimmritze reflektorisch. Bei diesem Glottisschluss entsteht das typische Hicksen.

Der Schluckauf-Reflex ist möglicherweise ein Überbleibsel aus der Evolution. Denn die Motorik des Schluckaufs ähnelt der Kiemenatmung von Tieren, die neben Kiemen auch eine Lunge besitzen, wie den Kaulquappen.

Auch ungeborene Babys haben Schluckauf. Man vermutet, dass entweder der Saugreflex vorbereitet oder die Atemmuskulatur trainiert wird. Schon ab dem dritten Schwangerschaftsmonat hebt und senkt der Fötus seinen Brustkorb gleichmäßig, saugt kleine Mengen Fruchtwasser ein und stößt sie wieder aus. Der Schluckauf- Reflex sorgt dafür, dass das Ungeborene dabei kein Fruchtwasser einatmet. Trinkt der Fötus zu viel Fruchtwasser, könnte auch eine Überdehnung des Magens den Reflex auslösen. Schwangere können den Schluckauf bei ihrem ungeborenen Baby spüren und ihre Bauchdecke auf- und abhüpfen sehen.

Beim Erwachsenen hat der Schluckauf keine Funktion mehr. Er kann sogar krankhaft sein – wie bei Charles Osborne, einem Amerikaner, der es damit ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte: Erst nach 68 Jahren hörte sein Schluckauf plötzlich wieder auf.

giro