Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230 - KV50
DOI: 10.1055/s-0033-1363405

Präoperative intravitreale Bevacizumabinjektion vor geplanter 25-Gauge-Vitrektomie bei schwerer proliferativer diabetischer Retinopathie

I Veltrup 1, N Schellert 1, EP Zhang 1, J Wachtlin 1
  • 1Berlin – Augenabteilung Sankt-Gertrauden Krankenhaus

Hintergrund: Die proliferative diabetische Vitreoretinopathie (PDR) mit Neovaskularisationen, Blutungen und Traktionsablatio stellt eine schwere Verlaufsform der diabetischen Retinopathie dar. Wir untersuchten den Effekt einer vor PPV gegebenen IVOM (Avastin) auf den operativen Verlauf und die Rehabilitation.

Methode: Bei 18 Augen (16 Patienten) mit schwerer PDR, die 2 – 3 Tage vor geplanter Vitrektomie eine Bevacizumab-Injektion (1,25 mg) erhalten haben, wurden retrospektiv Visus sowie intra- und postoperative Komplikationen (Glaskörperblutung, Ablatio, NH-Foraminae, notwendige Revisionen) nach 4 bzw. 12 Wochen analysiert.

Ergebnis: Das mittlere Alter betrug 49,3 Jahre (± 14,7 Jahre), 10 Patienten waren männlich. Eine Rubeosis iridis fand sich präoperativ bei 3 Augen (17%), eine visuslimitierende GK Blutung bei 9 Augen (50%). Intraoperativ wiesen 61% der Augen eine Netzhautablösung auf, wovon 53% großflächig (> 8 PD) waren. Bei 11 Augen (61%) bestand eine Traktionsablatio, bei 7 Augen (39%) zusätzliche Netzhautdefekte. Bei 2 Patienten wurde ein traktionsbedingtes Makulaforamen gesehen, bei 4 Augen entstanden iatrogen NH-Löcher. Die Netzhaut lag am OP-Ende bei allen Patienten an. Als Tamponade wurde bei 5 Augen (28%) SF6Gas, bei 8 Augen (44%) Luft und bei 5 Augen (28%) Silikonöl verwendet. Der mittlere Visus betrug präoperativ 0,06 (range LP-0,5), 4 Wochen postoperativ 0,06 (HBW-0,2) und 12 Wochen postoperativ 0,4 (HBW-0,63). Im unmittelbaren postoperativen Verlauf wiesen 5 Augen (28%) Glaskörperhämorrhagien auf, die sich bei 3 Augen nach 4 Wochen spontan resorbierten. In 2 Fällen wurde nach etwa 2 Monaten eine einfache GK-Lavage durchgeführt und es kam zu keiner weiteren Nachblutung.

Diskussion: Eine präoperative intravitreale Gabe von Bevacizumab bei schwerer PDR führt trotz Vorschädigung zu guten funktionellen Ergebnissen nach PPV. Es kommt zur Reduktion der intraoperativen Blutungsneigung, was die Operation vereinfacht. Lediglich in ca. 1/3 der Fälle mit schwieriger Ausgangslage war die Verwendung einer Silikonöltamponade notwendig. Die vorbereitende IVOM mit anti-VEGF sollte zeitnah (2 – 3, max. 7 Tage) vor der PPV erfolgen.