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DOI: 10.1055/s-0033-1361072
Was, ich vielleicht auch? – Burnout kann jede treffen
Publication History
Publication Date:
06 November 2013 (online)

Liebe Leserinnen,
vielleicht können Sie das Schlagwort „Burnout“ nicht mehr hören: Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der auch schon einmal ein Burnout-Syndrom hatte. Manchmal bekommt man schon fast den Eindruck, man würde nicht genug arbeiten, wenn man selbst noch an keinem Burnout gelitten hat. Doch was steckt dahinter? Eine neumodische Erscheinung? Wohl kaum, schon seit weit mehr als 40 Jahren wird darüber geschrieben.
Doch heute ist die Thematik aktueller denn je. Vor allen Dingen für Frauen in der Medizin. Warum trifft es uns häufiger als unsere männlichen Kollegen? Wir sind hochmotiviert, engagiert und voller Idealismus. Und treffen dann auf die Realität: häufige Überstunden, Missachtung der Leistung, überhöhte Anforderungen, Verlust der Selbstkontrolle und ähnliche Stressoren. Doch damit nicht genug. Neben dem Beruf sind viele von uns auch noch Familienmanagerinnen. Auch diese Aufgabe fordert uneingeschränkten Einsatz. Wir wollen und müssen vielleicht manchmal auch alles zu 120 % machen. Wo bleiben wir, als individuelle Personen?
Zu diesen äußeren Faktoren kommen dann noch die „weiblichen“ Strategien: hohe Leistungsansprüche an sich selbst, das Übersehen von Warnsignalen und mangelnde Distanzierungsfähigkeit z. B. am Arbeitsplatz. Und schon steigt das Risiko für ein Burnout.
Bin ich also auch gefährdet? Könnte es mich auch treffen? Wenn man ganz ehrlich und im Stillen nur für sich diese Frage beantwortet, erschrickt man vielleicht, wie nahe man in der Vergangenheit an einem Burnout-Syndrom vorbeigeschrammt ist.
Den oft langwierigen Prozess des Nicht-wahrhaben-Wollens, immer mehr zu arbeiten und schließlich den Zusammenbruch beschreibt die Viszeralchirurgin Beate Herbig in ihrem Interview ehrlich und mutig (ab Seite 222). Sie gibt Hoffnung, dass auch eine Phase des kompletten Ausgebranntseins ungeahnte Kräfte freisetzen kann. Nach dem Burnout ist also nicht vor dem Burnout. Ein Burnout muss nicht heißen, dass der Weg für Karriere und Leistung versperrt ist. Doch ist es essenziell, das Problem zu erkennen, sich nicht in noch mehr Arbeit zu verrennen und sich für professionelle Hilfe zu öffnen.
Wo hört normaler Stress und Müdigkeit, die zu jedem Leben dazu gehören, auf und wo fängt ein Burnout an? Ich darf Sie einladen, sich selbst zu prüfen: Der Test auf Seite 215 gibt einen ersten Hinweis auf Ihre persönliche momentane Gefährdung – ersetzt aber natürlich kein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin. Ich wünsche Ihnen, dass Sie stabil und ausgeglichen sind. Doch falls nicht, schenken Sie dem Ergebnis Aufmerksamkeit, seien Sie achtsam im Umgang mit sich. Nur dann sind unsere Leistung, unser Idealismus und unsere Einsatzbereitschaft für unseren Beruf, unsere Familien, aber vor allem auch für uns persönlich auch für die Zukunft gesichert.
Mit kollegialen Grüßen
Ihre Herausgeberin Dr. Sandra Breyer
Herausgeberinnen
Dr. med. Sandra Breyer
Dr. med. Astrid Bühren
Dr. med. Anja Haas
Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns
Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Expertinnenpanel
Prof. Dr. rer. physiol. Dr. h. c. Ulrike Beisiegel
Dr. phil. Mechthild Determann
Dr. phil. Susanne Dettmer
Prof. Dr. med. Annette Hasenburg
Dr. med. Evelyn Hemper
Prof. Dr. med. Gabriela Möslein
Stefanie Pranschke-Schade
Prof. Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek
Prof. Dr. med. Anke Rohde
Prof. Dr. med. Ingrid Schreer
Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger