Z Gastroenterol 2014; 52 - P_3_03
DOI: 10.1055/s-0033-1360922

ABCB4-defiziente Mäuse zeigen depressives und ängstliches Verhalten

K Hochrath 1, SM Hölter 2, L Garrett 2, V Gailus-Durner 2, H Fuchs 2, M Hrabě de Angelis 3, W Wurst 4, CS Stokes 1, F Lammert 1
  • 1Universität des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
  • 2 Hemholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, German Mouse Clinic,, Institut für Experimentelle Genetik, München, Deutschland
  • 3Technische Universität München, Lehrstuhl für Experimentelle Genetik, Freising-Weihenstephan, Deutschland
  • 4Technische Universität München, Lehrstuhl für Entwicklungsgenetik, Freising-Weihenstephan, Deutschland

Hintergrund: Depressionen sind häufig mit chronischen Lebererkrankungen assoziiert (Lee et al. Psychosomatics 2013), wobei die funktionellen Mechanismen nicht aufgeklärt sind. Psychiatrische Störungen können vielfach durch quantitative Phänotypen erfasst werden. Ziel unserer Studie war es, quantitative Verhaltensmerkmale bei ABCB4-defizienten (Abcb4-/-) Mäusen – einem Modell für chronische cholestatische Lebererkrankungen – standardisiert zu untersuchen.

Methoden: Über den "Open Field" (OF)-Test wurden das Erkundungsverhalten der Tiere sowie die Reaktion auf neue und emotionale Stimuli untersucht. Bestimmt wurden hierbei die zurückgelegte Distanz, die Geschwindigkeit, die Häufigkeit des Aufenthalts und die Verweildauer im Zentrum sowie die Frequenz des Aufrichtens bzw. Spähens. Die Analyse der Sensomotorik erfolgte über die Präpulsinhibition (PPI) mit unterschiedlicher Intensität (67, 69, 73, 81 dB) in randomisierter Anordnung mit 10 Durchgängen. Die Tests wurden bei 18 Abcb4-/- und 20 BALB/cJ Wildtyp-Mäusen in einem Alter von 10 bis 13 Wochen durchgeführt.

Ergebnisse: Abcb4-/–Mäuse zeigen im OF-Test eine signifikant (p < 0,001) reduzierte lokomotorische Aktivität, gekennzeichnet durch geringere Distanz und Geschwindigkeit. Zudem können eine kürzer Verweildauer im Zentrum und ein selteneres Späh-Verhalten (Frequenz 47,8 ± 8,4 vs. 99,0 ± 8,6 [events], p < 0.001) für Abcb4-/- Mäuse im Vergleich zu Kontrolltieren beobachtet werden. Die sensomotorischen Analysen mittels PPI ergaben ein signifikantes (p < 0,01) Defizit bei einer Intensität von 69 dB bei Abcb4-/- Weibchen mit gleicher Tendenz für männliche Tiere.

Schlussfolgerung: Abcb4-/–Mäuse weisen ein erhöhtes Angst- und ein reduziertes Erkundungsverhalten im Vergleich zu Wiltyp-Kontrollen auf. Da ABCB4 ausschließlich in der Leber exprimiert wird, sind die Verhaltensauffälligkeiten sekundäre Phänomene; möglicherweise könnten sie mit den kürzlich von uns beschriebenen signifikant reduzierten Vitamin D-Serumspiegeln und daraus resultierenden neurochemischen Veränderungen assoziiert sein (Groves et al. Behhav Brain Research 2013).