Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(10): 610-615
DOI: 10.1055/s-0033-1358624
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema: Respiratorentwöhnung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Respiratorentwöhnung – Definition und klinischer Kontext aus Sicht der Pneumologie

Weaning from mechanical ventilation: the pneumologist's perspective
Bernd Schönhofer
,
Wolfram Windisch
,
Hans-Joachim Kabitz
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Publication Date:
05 November 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Respiratorentwöhnung (Weaning) nimmt eine Schlüsselfunktion in der modernen Intensivmedizin ein: bei ca. 40% aller beatmungspflichtigen Patienten gestaltet sich die Respiratorentwöhnung schwierig/prolongiert und bedingt 50% des gesamten intensivmedizinischen Behandlungszeitraums. Häufig führen fortgeschrittene chronische Atemwegs-, Lungen- und Thoraxerkrankungen im Endstadium, neuromuskuläre Erkrankungen und Adipositas permagna über eine Erschöpfung der Atemmuskulatur zu einer respiratorischen Insuffizienz mit nachfolgendem prolongiertem Weaning. In Deutschland wird dieses Patientenkollektiv seit ca. 25 Jahren in pneumologischen Weaning-Zentren behandelt.

Dieser Artikel beschreibt die aktuelle Klassifikation im Weaning, die wichtigsten Therapiestrategien sowie die organisatorischen Aspekte in der Versorgung (langzeit)beatmeter Patienten aus Sicht der Pneumologie.

Abstract

Weaning from mechanical ventilation plays a key-role in modern intensive care medicine: about 40% of all ventilated patients suffer from difficult/prolonged weaning causing about 50% of the total stay on the intensive care unit (ICU). Severe chronic airway, lung and thoracic disorders, neuromuscular diseases and morbid obesity cause respiratory muscle insufficiency and result in respiratory failure with prolonged weaning. In Germany, pneumologists have a wide ranging expertise with this patient cohort and established weaning centers over the past 25 years. This article illustrates the classification, the most important therapeutical strategies and organizational aspects when caring for patients under (long-term) mechanical ventilation from the pneumologist's perspective.

Kernaussagen

  • Das Outcome der Gruppe 3 (mit prolongiertem Weaning) unterscheidet sich deutlich von den Gruppen 1 (einfach) und 2 (schwierig); entsprechend wird nach der aktuellen Leitlinie unterschieden werden in die Gruppen 3a (erfolgreiches prolongiertes Weaning), 3b (erfolgreiches Weaning nur mit passagerer oder dauerhafter Anwendung der NIV) sowie 3c (erfolgloses Weaning).

  • Detaillierte pathophysiologische Kenntnisse und profunde Kenntnisse zu pneumologischen Erkrankungen, die zur respiratorischen Insuffizienz führen, bilden die Grundlage der Arbeit eines spezialisierten Behandlungsteams im prolongierten Weaning.

  • Die prolongierte Respiratorentwöhnung erfordert ein abgestuftes Behandlungskonzept.

  • Pneumologische Beatmungszentren verfügen über eine eigenständige Weaningeinheit, die gemäß den Vorgaben von „WeanNet“ zertifiziert sein sollte.

  • Maßnahmen zur Reduktion der Atemarbeit sind wichtiger Bestandteil des Therapiekonzeptes im prolongierten Weaning.

  • Der Atmungstherapeut ist integraler Bestandteil in der Betreuung langzeitbeatmeter Patienten.

  • Die Überleitung in eine außerklinische Beatmung nach erfolglosem Weaning oder zur Stabilisierung des Weaningerfolges muss unter Beachtung der von der DGP formulierten Qualitätskriterien erfolgen.

Ergänzendes Material