Thorac Cardiovasc Surg 2013; 61 - V26
DOI: 10.1055/s-0033-1354454

Veränderungen der Mikrozirkulation mit – Glykokalyxverlust bei Kindern mit Angeborenem Herzfehler nach Operation an der Herz-Lungen-Maschine

C Nussbaum 1, A Haberer 1, K Januszewska 2, R Dalla-Pozza 3, H Netz 3, O Genzel-Boroviczény 1
  • 1Haunersches Kinderspital, LMU München
  • 2Dep. für Herz- u. Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • 3Abt. für Kinderkardiologie u. Päd. Intensivmedizin, LMU München

Ziel: Operationen an der Herz-Lungen-Maschine (HLM) gehen mit einer inflammatorischen Reaktion einher, welche u.a. zu einer erhöhten Permeabilität mit Auftreten von Ödemen führt. Bei der Entstehung wird eine Schädigung der Glykokalyx diskutiert. Ziel war es, die Auswirkung von Operationen an der HLM bei Kindern mit angeborenem Herzfehler auf die Mikrozirkulation und die Glykokalyx zu untersuchen.

Methodik: Die Mikrozirkulation der Ohrmuschel wurde durch Sidestream Darkfield-Imaging an den Zeitpunkten T0: prä-OP, T1: post-OP, T2: 24h und T3: 7 d post-OP dargestellt und bezüglich Gefäßdichte (TVD) und Mean Flow Index (MFI) evaluiert. Die Glykokalyx wurde indirekt bestimmt durch Messung der Perfused Boundary Region (PBR), wobei eine Zunahme der PBR einem Glykokalyxverlust entspricht.

Ergebnisse: 36 Kinder wurden rekrutiert (mittl. Alter 9 Mo; 16 w: 20 m). An T1 fiel eine sig. Abnahme des MFI auf bei gleicher TVD mit Erholung der Werte ab T2. Die HLM-Dauer korrelierte invers mit dem MFI und direkt mit dem Katecholaminbedarf. Zudem zeigte sich eine sig. Zunahme der PBR (n= 21) an T1 gemäß einem Glykokalyxverlust von ˜190nm mit sukzessivem Rückgang auf Ausgangswerte an T2 und T3. Bei Kontroll-Kindern (n= 10), welche einen Eingriff ohne HLM erhielten, fand sich kein Unterschied in der PBR an T0 und T1.

Schlussfolgerung: Operation an der HLM führen bei Kindern mit angeborenem Herzfehler zu sig. Veränderungen der Mikrozirkulation mit Verminderung des Blutflusses und Glykokalyxverlust. Diese Veränderungen werden in der Pathogenese von postoperativen Komplikationen diskutiert und stellen einen möglichen Ansatzpunkt für präventive Therapiestrategien dar.