Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(12): 1199-1206
DOI: 10.1055/s-0033-1351070
Übersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung des Seheindrucks mittels adaptiver Optik

Examination of Visual Performance by Adaptive Optics
D. Weigel
1   Institut für Angewandte Optik, Abbe Center of Photonics, Zentrum für Medizinische Optik und Photonik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
,
H. Jungnickel
2   Fachbereich SciTec, Studiengang Augenoptik, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena
,
H. Babovsky
1   Institut für Angewandte Optik, Abbe Center of Photonics, Zentrum für Medizinische Optik und Photonik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
,
A. Kiessling
1   Institut für Angewandte Optik, Abbe Center of Photonics, Zentrum für Medizinische Optik und Photonik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
,
R. Kowarschik
1   Institut für Angewandte Optik, Abbe Center of Photonics, Zentrum für Medizinische Optik und Photonik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Publication History

eingereicht 30 August 2013

akzeptiert 23 October 2013

Publication Date:
10 December 2013 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Abhängigkeit der Sehqualität von Aberrationen höherer Ordnung (AHO) ist sowohl für die refraktive Chirurgie (LASIK) als auch für die Korrektion durch Sehhilfen von großer Bedeutung. Durch den Einsatz der adaptiven Optik (AO) wird es möglich, neben den klassischen Aberrationen niedriger Ordnung (Defokus, Astigmatismus) auch AHO zu messen und gezielt zu beeinflussen. In dieser Arbeit wird ein sogenannter adaptiver Echtzeitphoropter vorgestellt, mit dem es möglich ist, die Wellenfrontfehler bis zur 6. Zernike-Ordnung zu korrigieren und zudem ganz gezielt Aberrationen zu induzieren. Die Probanden blicken dabei auf einen Sehzeichenmonitor, wodurch sowohl eine subjektive Bewertung des Seheindrucks als auch objektive Messungen möglich sind. Methoden: In der vorliegenden Übersichtsarbeit werden die Einsatzmöglichkeiten eines solchen adaptiven Echtzeitphoropters anhand mehrerer Studien demonstriert. Im Vordergrund steht hierbei der Einfluss von AHO auf den subjektiven Seheindruck gesunder Probanden. Untersucht werden u. a. folgende Fragestellungen: Führt eine Korrektion der AHO zu einer Verbesserung des Seheindrucks? Wie kann der Einfluss von AHO überprüft werden, wie wirken sich einzelne AHO auf den subjektiven Seheindruck aus und wo liegen deren Wahrnehmungsschwellen? Ergebnisse: Es werden 3 Studien vorgestellt, in denen neben der Auswirkung der AHO auf Visus, Kontrast und Blendempfindlichkeit auch die Wahrnehmungsschwelle für verschiedene AHO ermittelt wurde. Mithilfe eines Staircase-Verfahrens wurde bspw. ermittelt, dass die Wahrnehmungsschwelle für die Koma deutlich niedriger liegt als die für den Astigmatismus oder das Dreiblatt. Schlussfolgerung: Mithilfe adaptiver Optiken ist es möglich, die Einflüsse der AHO auf die subjektive und objektive Sehqualität zu untersuchen. Zukünftig könnte dies zu einer individualisierten Korrektion von Sehfehlern und damit zu einer verbesserten Lebensqualität der Patienten führen.

Abstract

Background: The dependence of visual quality on higher order aberrations (HOA) is highly important for refractive surgery (LASIK) as well as for the correction by vision aids. The use of the adaptive optics (AO) enables the measurement and manipulation of conventional lower order aberrations (defocus, astigmatism) and for HOAs as well. In this work, an Adaptive Optics Visual Simulator is presented that enables one to correct wave-front deformations up to the sixth order of Zernike polynomials, as well as to induce specific aberrations. The subjects observe a TFT monitor, so that a subjective rating of the visual impression is possible, as well as objective measurements. Methods: Possible applications of such an adaptive optics visual simulator are demonstrated by means of several studies in this survey paper. The main challenge was to investigate the influence of HOAs on the subjective visual impression. Thereby, the following questions have been examined among others: Does the correction of the HOAs lead to an improved visual impression? Are there ways to check the effect of HOAs, what are the effects of single HOAs on the subjective visual impression and what just-noticeable levels do they have? Results: Three studies are presented investigating the impact of HOAs on visus, contrast sensitivity and on vision with glare as well as objective stimulus thresholds of selected HOAs. For example, by using a staircase-procedure it was possible to determine that the objective stimulus threshold for coma has a significantly lower value than the thresholds for astigmatism or trefoil. Conclusion: Adaptive optics enables the investigation of effects of HOAs on subjective and objective visual impression. In future, this may result in individualised corrections of refractive errors, which will improve the patientʼs quality of life.