Endoskopie heute 2013; 26(3): 179
DOI: 10.1055/s-0033-1350586
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

M. Keuchel
1   Klinik für Innere Medizin, Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Hamburg
,
H.-J. Schulz
2   Gastroenterologie, Klinik für Innere Medizin I, Sana Klinikum Lichtenberg, Berlin
,
T. Wiedbrauck
3   Klinik für Gastroenterologie, Allgemeines Krankenhaus Celle
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Publication Date:
09 October 2013 (online)

Nach mehr als zehnjähriger Anwendung im klinischen Alltag hat die Kapselendoskopie ihren Platz in der endoskopischen Diagnostik gefunden. Er wird von der unbestrittenen hohen Leistungsfähigkeit der Methode, der Verfügbarkeit alternativer/komplimentärer Verfahren und den Kosten, deren Abbildung immer noch problematisch ist, bestimmt. Anlass für ein Schwerpunktthema „Kapselendoskopie“ in unserer Zeitschrift ist ein Kapselupdate, das während der Jahrestagung 2013 der DGE-BV in München stattfand. Die vorliegenden Beiträge referieren und diskutieren praxisnah aktuelle Themen der klinischen Anwendung und neue technische Entwicklungen.

Die mittlere gastrointestinale Blutung ist als Indikation zur Kapselendoskopie unumstritten. D. Hartmann weist in seinem Beitrag darauf hin, dass ihre Ergebnisse denen der bidirektionalen Ballon-Enteroskopie entsprechen, ein frühzeitiger Einsatz (innerhalb von 48 Stunden) die Detektionsrate erhöht und Kapselbefunde die Effektivität einer komplementären Ballon-Enteroskopie steigern. Auf Thalidomid zur Behandlung rezidivierender Blutungen aus Angiektasien sei an dieser Stelle hingewiesen.

Eine differenzierte Standortbestimmung der Kapselendoskopie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nimmt J. Albert in seinem Artikel vor. Bei Verdacht auf M. Crohn oderzum CED-Ausschluss ist die Dünndarmkapsel schnittbildgebenden Verfahren überlegen. Besonders deutlich ist dieser Vorteil im proximalen Dünndarm. Der Ausschluss einer passagebehindernden Stenose ist jedoch vor einer Kapselendoskopie unverzichtbar. Eine erste Multizenterstudie aus Hongkong befasst sich mit der Kapselkoloskopie bei Colitis ulcerosa. Welchen Platz sie in Überwachungsstrategien einnehmen wird, bleibt abzuwarten. „Goldstandard in der Labordiagnostik“ zum Nachweis eines akuten Entzündungsschubes ist heute die Calproteinbestimmung im Stuhl. Bei erhöhten Werten durchgeführte Kapselendoskopien zeigen häufiger pathologische Befunde.

Essenzieller Teil einer erfolgreichen Kapseluntersuchung ist die adäquate Patientenvorbereitung mit einer Lavage, sowohl bei Einsatz der Dünndarm-, als auch der Kolonkapsel. Dies betont T. Andus. Da ein wassergefüllter Magen die Kapsel nicht gut entleert, sollte 90 Minuten vor Kapseleinnahme die Flüssigkeitsaufnahme gestoppt werden. Nach zwei Stunden sollte die Kapsel den Magen verlassen haben oder ggf. endoskopisch in den Dünndarm gebracht werden.

Technisch verbesserte Kolonkapseln können eine Alternative zur Vorsorge-Koloskopie sein, zumal die Akzeptanz für die Kolonkapsel höher ist, als für die Koloskopie, wie H. H. Krause und J. F. Riemann berichten. Ziel sollte es sein, die Teilnahme am Versorgungsprogramm insgesamt zu erhöhen. Nach Ansicht von M. Schneider et al., sowie H. H. Krause und J. F. Riemann kann dies durch Optimierung des Vorbereitungsregimes, u. a. Reduktion des Flüssigkeitsvolumens, Vermeidung von Phosphatlösungen und veränderte Logistik erreicht werden: z. B. Kapselkoloskopie und notwendige endoskopische Therapie an einem Tag, Kolonkapseluntersuchung am Wochenende.

Über neue Entwicklungen berichtete I. Steinbrück. Dazu gehören optimierte Technik und Software bei den Produkten der Firmen „Olympus“ und „Given Imaging“, die CapsoCam mit vier Kameras an der Seite (360°-Blick) und integriertem Aufzeichnungssystem, experimentelle Kapselsteuerungssysteme sowie Software-Hilfen zur Polypendetektion.

Ein interessantes Endoquiz ergänzt die Beiträge zum Schwerpunkt „Kapselendoskopie“, deren Lektüre wir unseren Lesern sehr empfehlen.

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M. Keuchel
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H.-J. Schulz
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T. Wiedbrauck