Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P62
DOI: 10.1055/s-0033-1347834

Schwere Pfropf-Präeklampsie in der 23. Schwangerschaftswoche – Schwangerschaftsabbruch indiziert? – Ein Fallbericht

J Wild 1, P Pateisky 1, L Küssel 1, K Chalubinski 1, H Zeisler 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und fetomaternale Medizin, AKH Wien

Fragestellung: Wir berichten über einen Fall von schwerer Pfropf-Präeklampsie bei einer 36Jährigen, adipösen (BMI 35,9) viertgebärenden Patientin in SSW 22+2 und dessen Management. Fallkasuistik: Die Patientin wurde als Antenataltransport mit schwerer Hypertonie in SSW 16+6 an unsere Abteilung transferiert. Anamnestisch zeigten sich die letzten drei Schwangerschaften unauffällig. Eine essentielle Hypertonie war der Patientin zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Der erhöhte RR konnte mit Alphamethyl-Dopa, Urapidil sowie Metoprolol suffizient gesenkt werden. Zum Zeitpunkt des Organscreenings wurde die Patientin mit massiv erhöhten RR-Werten neuerlich vorstellig. Im US zeigte sich ein zero-Flow der A. umbilicalis sowie ein beidseitiges notching der Aa. uterinae. Der Fet war mit 454 g eutroph. Die Plazenta klein, kugelig, mit kleiner Haftfäche und vermehrten Infarktzonen. Im Rahmen des stationären Aufenthaltes konnte das Vorliegen einer Pfropf-Präeklampsie in SSW 22+2 mittels 24 Stunden-Eiweißausscheidung (7,6 g/24h) bestätigt werden. Die Patientin zeigte in den nächsten Tagen RR-Spitzen bis 206/114, starke Ödeme, massive Kopfschmerzen sowie eine eingeschränkte Harnproduktion. Die anti-hypertensive Therapie musste auf eine Vierfach Kombination mit zusätzlich Nifedipin erweitert werden. Aufgrund der stetig weiterhin massiv erhöhten RR Werte wurde eine Therapie mittels Labetalol-Perfusor eingeleitet und die Patientin auf die Intensivstation verlegt. In diesem Zusammenhang wurden mit der Patientin das weitere Risiko der Fortführung der Schwangerschaft und auch ein Schwangerschaftsabbruch besprochen. Dieser wurde von der Patientin abgelehnt. Eine in SSW 23+5 durchgeführte US Kontrolle, ergab einen Wachstumsstillstand des Feten, einen Zero-Flow der A. umbilicalis und Dopplerwerte der A. cerebri media unter der 5. Perzentile. Es wurde die Sectio in SSW 24+1 durchgeführt. Das Frühgeborene verstarb zwei Tage postoperativ. Schlussfolgerung: Dieser Fall veranschaulicht die Komplexität des Managements von Patientinnen mit schwerer Präeklampsie vor der 24. SSW und unterstreicht die in der Literatur empfohlenen Beendigung der Schwangerschaft aus maternaler Indikation vor der SSW 24, beziehungsweise vor der 26. SSW, bei bestehender schwerer Wachstumsretardierung.