Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P58
DOI: 10.1055/s-0033-1347830

Plazenta percreta mit Hämaturie und Urosepsis – Ein Fallbericht

C Tappauf 1, P Reif 1, E Schest 1, U Lang 1, W Schoell 2
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz
  • 2Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern

Einleitung: Plazentationsstörungen stellen eine zunehmende Komplikation der Schwangerschaft dar. Die steigende Inzidenz ist eine Folge der zunehmenden Sectiorate. Die schwerste Form, die Plazenta percreta, tritt in 5 – 7% aller Plazentationsstörungen auf.

Fallbericht: Eine 37-jährige Viertgravida wurde in der 23. SSW durch Hämaturie auffällig. Ein MRT und eine Zystoskopie bestätigten die sonographische Verdachtsdiagnose einer Plazenta prävia totalis und percreta mit beginnender Blaseninfiltration. In der Anamnese waren 3 Sectiones und 2 endoskopische Sanierungen einer Sectionarbenendometriose zu erheben. Es bestand imperativer Kinderwunsch. Nach rezidivierenden unkomplizierten Harnwegsinfekten entwickelte die Patientin in der 26. SSW eine Klebsiellen-Urosepsis, die durch intravenöse antibiotische Therapie rasch beherrscht wurde. Der Plan des interdisziplinären Managements sah eine elektive Entbindung nach der vollendeten 28. SSW vor. Wegen starker vaginaler Blutungen musste die Schwangerschaft bereits eine Woche zuvor beendet werden. Nach medianer Unter- und Oberbauchlaparotomie wurde der Uterus fundal inzidiert und ein vitales weibliches Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von 1370 g entwickelt. Wegen deutlicher Invasionszeichen der Plazenta im Bereich der Uterusvorderwand sowie eindeutigem Hinweis auf Infiltration der Harnblase wurde ohne weiteren Plazentalösungsversuch die Indikation zur Hysterektomie gestellt. Intraoperativ kam es durch das stark vaskularisierte Plazentagewebe zu starken Blutungen, welche u.a. durch Blockade präoperativ gelegter Ballone in den Aa. iliacae internae gestoppt werden konnten. Die Harnblase wurde unter Erhalt des Trigonums teilreseziert. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Bei der Kontrolle 6 Wochen post partum zeigte sich die Frau beschwerdefrei. Histologisch wurde die klinische Diagnose der Infiltration des Plazentaparenchyms durch die gesamten Uterusschichten bis in den Blasenanteil bestätigt.

Diskussion: Starke Blutungen bei Plazentationsstörungen stellen eine lebensbedrohliche Situation für Kind und Frau dar. Präoperative Planung und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind unumgänglich. Neben einer fundalen Inzision des Uterus und der Unterlassung von Plazentalösungsversuchen kann die interventionell-radiologische Ballonapplikation in die Aa. iliacae internae vorteilhaft sein. Urologische Symtome wie Hämaturie und Urosepsis sind seltene Komplikationen von Plazentationsstörungen.