Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P56
DOI: 10.1055/s-0033-1347828

Iatrogene Magnesiumintoxikation bei Präeklampsie in der 32. SSW – Ein Fallbericht

S Suttner 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg – Klinik St. Hedwig

Fragestellung: Die i.v. Magnesiumgabe ist die Therapie der Wahl zur Prophylaxe einer Eklampsie. Die Anwendung verläuft meistens ohne Komplikationen. Fehldosierungen, dieser an sich ungefährlichen Substanz sind zwar selten, können jedoch zu einer lebensbedrohlichen Gefahr für Mutter und Kind werden. Sogar Todesfälle sind beschrieben. Das Erkennen der Intoxikation und die adäquate Therapie sind deshalb essentiell.

Methode: Beschrieben wird der Fall einer 40-jährigen Ig in der 32. SSW mit schwerem SIH.

Die Patientin wurde uns mit rechnerisch 31+5 SSW aus einem peripheren Krankenhaus zugewiesen. Dort war die Patientin wegen eines Blutdruckwertes von 210/130 mmHg hospitalisiert worden. Zur Eklampsieprophylaxe wurde Mg i.v. mittels Perfusor verabreicht (1 g/h). Die Verlegung in unser Haus erfolgte dann allerdings ohne Tropfenzähler mit frei laufender Infusion. Bei Ankunft war die Patientin noch ansprechbar, der Blutdruck betrug 135/90 mmHg. Kurz nach Ankunft wurde die Patientin zunehmend verlangsamt und war kaum mehr ansprechbar. Sie war nicht mehr fähig Arme und Beine zu bewegen. Auf Schmerzreize reagierte sie nicht mehr. Minuten später wurde die Patientin zunehmend apnoisch. Die O2-Sättigung lag bei 88%. Die FHF im CTG war eingeengt undulatorisch.

Ergebnisse: Nachdem realisiert wurde, dass wohl im Rahmen des Krankentransports innerhalb 15 min 20 g Mg i.v. infundiert wurde, wurde sofort Calciumglukonat i.v appliziert. Zudem erfolgte die Steigerung der Diurese mit Lasix i.v. Nach ca. 20 min war die Patientin wieder ansprechbar und erholte sich schnell. Die Blutspiegelkontrollen der Patientin zeigten kurz nach Beginn der Therapie einen Mg-Spiegel von 4,17 mmol/l (Norm 0,66 – 1,03), 1h später 3,04 mmol/l. 3 Tage nach dem Ereignis war der Wert mit 1,21 mmol/l noch leicht erhöht. Nach dem Ereignis berichtete die Patientin, dass sie eine zunehmende Bewegungsunfähigkeit, sowie Atemnot verspürt hätte und Todesängste ausgestanden hätte.

1 Woche nach Aufnahme wurde die Patientin mit 32+4 SSW aufgrund eines pathologischen CTG und schwerer Präeklampsie von einem Mädchen durch Kaiserschnitt entbunden.

Schlussfolgerung: Die Magnesiumintoxikation ist ein seltenes aber schwerwiegendes Ereignis. Die Therapie besteht in erster Linie darin, die Intoxikation überhaupt als solche zu erkennen und die Zufuhr von Magnesium zu stoppen. So denken viele vorerst an eine Eklampsie oder an eine zerebrale Störung und verabreichen primär noch weiter Magnesium. Als Antidot steht Calcium zur Verfügung. Die Steigerung der Diurese durch Lasix hilft zudem das Magnesium schnell zu elemenieren. Falls eine i.v.-Magnesiumtherapie notwendig ist, empfehlen wir deshalb immer Calciumglukonat für den Notfall bereitzuhalten und das Personal sowohl im Erkennen der Symptome einer Magnesiumintoxikation, als auch im sorgfältigen Umgang mit Infusionspumpen zu schulen.